Umfrage: Merz siegt bei TV-Debatte - und dürfte wohl deutscher Kanzler werden

Friedrich Merz ließ sich nach dem "TV-Quadrell" feiern
Es war der große Showdown vor der deutschen Bundestagswahl am kommenden Sonntag. Teils verlief die Debatte zwischen den vier laut Umfragen bestplatzierten Spitzenkandidaten auf dem TV-Sender RTL chaotisch, teils emotional – und sie kannte, das ergab eine Forsa-Blitzumfrage am Sonntagabend, einen klaren Sieger: CDU-Chef Friedrich Merz, der für die Union mit der CSU ins Rennen ums Kanzleramt geht und seit Monaten unumstrittener Favorit ist.

32 Prozent attestierten dem 69-jährigen Konservativen, in der als „Quadrell“ bezeichneten Konfrontation der Überzeugendste gewesen zu sein. An zweiter Stelle landete Regierungschef Olaf Scholz (SPD) mit 25 Prozent Zustimmung, vor Robert Habeck, dem Hoffnungsträger der Grünen, und Alice Weidel, Ko-Vorsitzende der in Teilen rechtsradikalen AfD – beide kamen auf 18 Prozent. Kleiner Trost für Habeck: Ihn fanden 34 Prozent der Befragten am sympathischsten. Merz, Scholz und Weidel kamen in dieser Wertung auf 23, 19 und 17 Prozent.
Die Umfragen zur Bundestagswahl (23. Februar) scheinen seit Wochen wie eingefroren: Die Union aus CDU und CSU führt mit 29 bis 32 Prozent, dahinter die AfD mit 20 bis 22 Prozent. Die Kanzlerpartei SPD folgt mit 14 bis 16 Prozent vor den Grünen mit zwölf bis 14 Prozent.
Allein auf den hinteren Plätzen hat es zuletzt Bewegung gegeben: Die Linke liegt mit fünf bis sieben Prozent aktuell vor dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und wäre damit wieder im Bundestag, während das BSW zwischen vier bis 5,5 Prozent und die FDP mit vier bis fünf Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnten.
Rund 59,2 Millionen Deutsche sind wahlberechtigt – weniger als bei der Wahl 2021 (61,2 Millionen Personen). Mehr als 40 Prozent sind älter als 60 Jahre, die unter 30-Jährigen machen nur 13,3 Prozent der Wahlberechtigten aus.
In der Kategorie Leadership (wer kann am besten führen?) hievten die Wähler Merz mit klarem Vorsprung auf Platz eins: 42 Prozent sahen dies beim Kanzler-Kandidaten der Union am stärksten ausgeprägt, der amtierende Regierungschef kam da weit abgeschlagen mit 19 Prozent nur knapp vor Weidel (16 Prozent) und Habeck (13 Prozent) zu liegen.
"Bei der FDP habe ich große Zweifel"
Mit seit Monaten konstant guten Umfragewerten im Rücken machte der CDU-Vorsitzende eine interessante Koalitionsansage. Auf die Frage, wer der etwaige Regierungspartner sein könnte, sagte Merz: „Möglicherweise die Sozialdemokraten, möglicherweise die Grünen.“ Während er weiters die AfD kategorisch ausschloss (trotz einer gemeinsamen Abstimmung im Bundestag zum Thema Migration), hatte er auch für die Liberaldemokraten schlechte Nachrichten: „Bei der FDP habe ich große Zweifel.“
"Markus Söder schreibt mir gar nichts vor“
Doch das Problem könnte sich von selbst lösen – denn laut Umfragen ist der Wiedereinzug der Truppe um FDP-Vorsitzenden Christian Lindner in den deutschen Bundestag fraglich, die Partei könnte an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. In diesem Szenario, und wenn Schwarz-Rot alleine auf keine Mehrheit käme, bliebe also realpolitisch bloß ein Dreier-Bündnis mit den Grünen übrig. Das lehnt aber eigentlich die bayerische CSU als Schwesterpartei der CDU ab. Friedrich Merz dazu kurz und bündig: „(CSU-Chef) Markus Söder schreibt mir gar nichts vor.“
Nach zwei Stunden endete die „Elefantenrunde“, die aber kaum Bewegung auf dem Wählermarkt brachte – auch das förderte die Blitzumfrage zu Tage. Denn 84 Prozent gaben an, dass die Debatte keine Veränderung in ihrem Abstimmungsverhalten gebracht habe. Lediglich zehn Prozent beantworteten diese Frage mit „ja“. Womit die seit Monaten gleichsam einzementierte Rangordnung wohl auch am kommenden Wahlsonntag bei den ersten Hochrechnungen aufscheinen wird.
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