"Merkel muss weg": Der Kampf der CDU gegen rechts

Laute Buhrufe, rote Karten: Merkel wurde im Südwesten Berlins kein herzlicher Empfang bereitet.
Buh-Rufe für Merkel im Berliner Wahlkampf: Die AfD setzt der CDU massiv zu.

"Wir haben ja gute Technik", sagt Angela Merkel, und endlich kommt ein wenig Lachen auf. Die Stimmung auf der Wahlkampf-Bühne in Steglitz-Zehlendorf ist angespannt, am Sonntag steht die Landtagswahl bevor. Doch das ist es nicht, was die Kanzlerin und den Berliner Spitzenkandidaten Frank Henkel so nervös macht: Hinter der Absperrung haben sich ein paar Dutzend postiert, die laut Stimmung machen – gegen die Kanzlerin.

"Merkel muss weg", schreien sie, immer wieder. Am Podium ist man dankbar für die Mikrofone, die die Schreie übertönen. "Pfui Deibel", sagt Henkel, er ist derb in seiner Ausdrucksweise. "Die Schreihälse und Krakeeler sind ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet", sagt er, ein Seitenhieb auf die AfD. Auch Merkel ist scharf in ihrer Wortwahl, sie wettert gegen die, die glauben, "mit Parolen lösen sich die Probleme von allein" Im Publikum hört man "Hau ab!"

"Wir sind das Volk"

Die meisten, die schreien, sind Anhänger von Bärgida, dem Berlin-Ableger von Pegida. Wen sie am Sonntag wählen? "Die AfD natürlich", sagt Enrico Wagenitz, 35, auf seinem T-Shirt steht "Wir sind das Volk". Aber nicht nur die Rechten machen ihr Kreuz dort, die AfD zieht vor allem bei Bürgerlichen. Hier im reichen Südwesten, wo man die alte Größe der CDU noch förmlich riechen kann, ist die AfD so stark wie in keinem anderen Bezirk, der CDU hat sie sogar den Spitzenkandidaten abspenstig gemacht.

Mit den 23 Prozent, die die Union 2011 erreichte, wird es nichts mehr werden,. Für Sonntag lautet die Prognose 19 Prozent, und damit liegt man schon wieder in Griffweite der AfD, die bei 15 liegt. Das zweite Wahl-Debakel binnen kurzem.

Henkel, dem glücklosen Spitzenkandidaten, ist das durchaus bewusst. Er hat sich im Wahlkampf deshalb stets von der Kanzlerin abgesetzt; manch einer nannte das AfD-Kuschelkurs. Deshalb wirkt es fast ironisch, wie sehr er und Merkel sich heute den Rücken stärken: Jetzt, in Hörweite der Gefahr von rechts, sind beide plötzlich vereint.

"Angie, Angie, Angie"

Auch Merkel ist klar, dass es am Sonntag um mehr geht als eine Regionalwahl. "Es geht um Ihre Heimat", sagt sie, und im Publikum wird versucht, die rechten Sprechchöre mit "Angie"-Rufen zu übertönen. Sie spricht von der Mauer, von der düsteren Geschichte Berlins, der Offenheit der Stadt. Enrico Wagenitz, dem "Wir sind das Volk"-Mann, ist das egal. "Sie vergisst aufs deutsche Volk", sagt er. Nicht weit von ihm steht ein junger Syrer, er hält ein Schild hoch: "I love Merkel" steht drauf. Er lächelt, als sie sagt: "Die CDU ist eine Volkspartei."

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