D: Wirtschaftsforscher fordern eine überarbeitete Erbschaftsteuer
Deutsche Wirtschaftsforscher haben vor der Bundestagswahl am Sonntag an die Politik appelliert, stärker gegen die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen in Deutschland vorzugehen. Sie fordern unter anderem eine stärkere Beteiligung Wohlhabender.
"Nach knapp drei Jahrzehnten, in denen die sozialen Unterschiede gewachsen sind oder selbst bei guter Wirtschaftslage stagnierten, sollten wir jetzt die Weichen neu stellen", sagte Gustav Horn, Chef des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, am Montag in Berlin.
Modell aus drei Säulen
Konkret schlagen die Wissenschafter ein Modell aus drei Säulen vor, um die Gerechtigkeit zu erhöhen: Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, Förderung der Mittelschicht und stärkere Beteiligung Wohlhabender. Für die untere Einkommensgruppe sei etwa eine raschere Steigung des Mindestlohns nötig. Zudem müsse der Hartz-IV-Regelsatz "angemessen" hoch sein und sich an der Mindestlohn-Anpassung orientieren.
Für die mittlere Gruppe fordern sie unter anderem mehr Kindergeld und allgemein verbindliche Tarifverträge. Auch einen Staatsfonds, dessen Wertpapier-Renditen an alle Bürger verteilt werden, stellen die Forscher zur Diskussion - ebenso wie bessere Bildungsinfrastruktur.
Top-Verdiener und das Gemeinwesen
Überdies sollten sich Top-Verdiener mehr an der "Finanzierung des Gemeinwesens" beteiligen. Dazu zählten höhere Spitzensteuersätze, eine überarbeitete Erbschaftsteuer und die Wiedereinführung einer Vermögensteuer. Die Grundsteuer solle sich künftig an der Stärke der Nutzungsstärke von Grundstücken ausrichten - Hausbesitzer zahlten so anteilig mehr als Mieter, die in Gebäuden mit vielen Wohnungen leben.
Seine Empfehlungen stützt das IMK auf Daten zur Entwicklung der im Schnitt verfügbaren Einkommen zwischen 1991 und 2014. Demnach stiegen die realen Einkommen Wohlhabender um 17 Prozent, während mittlere Einkommen um 10 und niedrigere Einkommen um nur 3 Prozent zulegten.
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