AfD vor Zerreißprobe: Die Alternative am Scheideweg

Die Ostdeutsche Petry (40) will Parteichef Lucke entmachten
Frauke Petry gegen Bernd Lucke – der rechte Flügel will aus der AfD eine "Partei der kleinen Leute" machen.

Sie ist jung, weiblich, eloquent – und will an die Spitze: Frauke Petry, einzige junge Frau inmitten der gesetzten Herren der AfD (Alternative für Deutschland), will am Wochenende einen Schlusspunkt unter den Streit mit ihrem Parteichef setzen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bernd Lucke weiter an der Spitze der AfD steht." Petry will den Ökonomieprofessor beim Parteitag in Essen beerben.

Geschichtsrevisionismus

Die Partei, 2013 mit Lucke als Aushängeschild gegen die Europapolitik Deutschlands gegründet, würde bei einem Votum für sie deutlich nach rechts rücken. Rund um die 40-jährige Ostdeutsche und die Landeschefs aus Brandenburg und Thüringen hat sich ein nationalkonservativer Flügel etabliert, der offen völkische Töne von sich gibt.

"Da steht auch Geschichtsrevisionismus auf der Tagesordnung", sagt Sozialforscher Sebastian Friedrich im Gespräch mit dem KURIER. Auch die Nähe zur Pegida und zu anderen rechtspopulistischen Gruppen werde nicht gescheut. "Man will eine ‚Partei der kleinen Leute‘ aus der AfD machen, geht verstärkt auf Arbeiterklasse und Erwerbslose zu." Dafür setzt man auf Anti-Islam-Themen ebenso wie die Forderung nach der Drei-Kind-Familie als Instrument gegen Zuwanderung.

Distanz

Der bürgerliche Lucke versucht deshalb, sich vom Rechtspopulismus zu distanzieren. Seine jüngste Volte: ein homosexueller Deutsch-Türke als Kandidat für das Generalsekretariat.

Wer sich am Ende durchsetzen wird, ist völlig offen. Einer neuen Umfrage zufolge ist Lucke zwar beliebter – einzig, seine Inhalte sind es nicht. Die Mehrheit der Parteimitglieder wünscht sich ein rechtspopulistisches Programm. Gewinnt Petry den Machtkampf, würden zwar viele bürgerliche Wähler aus dem FDP- und CDU-Lager wegbrechen, die AfD wäre aber die erste etablierte rechte Partei Deutschlands. Und ihr Potenzial ist beachtlich: "Es liegt bei immerhin zehn Prozent", sagt Friedrich.

Kommentare