Die Sorge vor heftigen und noch unbekannten Nebenwirkungen der Infektionen hat vor Lauterbach bereits Deutschlands bekanntester Virologe Christian Drosten befeuert. Dessen Worte waren zwar noch härter – er sprach von ungeimpften Kindern, die möglicherweise mit 30 das Immunsystem eines 80-Jährigen haben würden – doch im Grunde sagten beide das Gleiche.
Zurückgerudert
Unglücklich gewählt waren vor allem die Daten, auf die Lauterbach und Drosten ihre Thesen stützten. Denn diese dürften wissenschaftlich noch recht unreif sein und die pessimistischen Prognosen daher nicht rechtfertigen. Nach medialen Vorwürfen, er würde den Teufel an die Wand malen, ruderte Lauterbach am Sonntagabend zurück und verwies auf einen „technischen Übertragungsfehler“ in seinem Ministerium: Man kenne die Dauer etwaiger Immunschwächen in Wahrheit nicht.
Die Panne ist jedenfalls nur eine von vielen, die dem Mediziner in seinen etwas über zwei Jahren im Amt bereits passiert sind. Die FAZ bezeichnete ihn etwa schon im April 2022 als den „tragischsten Minister“ in Kanzler Olaf Scholz’ Kabinett, nachdem er das Ende der Isolation von Corona-Infizierten erklärt hatte. Die Ankündigung hielt nicht lange: Einen Tag später war sie nach viel Aufregung schon wieder Geschichte.
„Konsenspuffer“
Lauterbach gestand sich damals ein, ein „falsches und schädliches“ Signal gesendet zu haben. Der Gesundheitsminister sei nur „der Konsenspuffer einer Koalition, die in der Pandemiepolitik noch nie mit einer Stimme gesprochen hat“, analysierte die FAZ damals.
Unbeliebt machte Lauterbach sich auch bei den Bundesländern, die sich nach seinen Alleingängen zum Teil vernachlässigt fühlten – etwa, als er dem Robert-Koch-Institut im Februar 2022 die Entscheidungsbefugnis über den Genesenenstatus entziehen wollte.
Lauterbachs Kommunikationsdebakel spiegeln sich auch in seinen Beliebtheitswerten wieder. Die sind in seinen knapp zwei Jahren als Minister deutlich gesunken. Dabei hatte Scholz ihn doch vor allem geholt, weil die Bevölkerung so darauf gedrängt hatte. Die kannte ihn schließlich als unerschrockenen Experten aus der Talkshow Markus Lanz.
Nachdem Christine Lamprecht vor einer Woche als Verteidigungsministerin zurücktrat, weil sie sich einen Fauxpas zu viel geleistet hatte, liegt die Aufmerksamkeit nun mehr denn je auf den vielen Pannen Karl Lauterbachs.
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