Der Umgang mit Alkohol in der Corona-Krise

Symbolbild
Manche Länder verbieten den Genuss der Droge gänzlich, andernorts schnellen die Verkaufszahlen hoch.

Hierzulande wurde am Beginn der Corona-Krise Toilettenpapier gehamstert, in Spanien und Italien auch, doch schnell ging man dort ebenso wie in Frankreich dazu über, Wein zu bunkern. Alkohol - als Retter in der Not? Wie die Länder mit der nicht ungefährlichen Droge in den außergewöhnlichen Zeiten umgehen,

Deutschland

Selbst die nüchternen Deutschen greifen vermehrt zu Promille-trächtigem: Von Ende Februar bis Ende März gingen gut ein Drittel mehr Weinflaschen über die Ladentheken als im gleichen Zeitraum 2019, wie der Nürnberger Marktforscher GfK herausgefunden hat. Auch bei klaren Spirituosen wie Gin oder Korn beträgt die Steigerung 31,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings geben die Experten zu Bedenken: Die Zuwächse im Einzelhandel stehen Umsatzverlusten in der Gastronomie gegenüber. Wer nicht im Restaurant oder in der Bar trinken kann, tut es also womöglich einfach zu Hause.

Russland

Nach Angaben unterschiedlicher Umfrageinstitute ist der Verkauf von Wodka zeitweise um ein Vielfaches nach oben geschossen. Besorgt über diese Entwicklung äußert sich etwa Sultan Chamsajew von der Organisation „Nüchternes Russland“: „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses gefährliche Virus nun die Ursache für andere Krankheiten wird.“ In dem Land gab es in der Vergangenheit immer wieder Versuche, das Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow scheiterte einst kläglich mit einer Kampagne, und viele Russen nehmen ihm die Verbote bis heute übel.

Südafrika

In einer der Wirtschaftslokomotiven des Kontinents gilt aktuell ein landesweites Alkohol- und Tabakverbot, gepaart mit einer strengen, fünfwöchigen Ausgangssperre. Doch es kommt immer wieder zu Plünderungen in Alkoholläden. Menschen - junge wie auch ältere - räumen ganze Geschäfte aus. Und auch der Schwarzmarkt blüht: Restbestände von Wein, Whiskey oder Zigaretten werden per Chat-Gruppen illegal und überteuert angeboten. Die Polizei wertet den Verkaufsbann dennoch als Erfolg. Polizeiminister Bheki Cele sprach sich sogar dafür aus, Verkaufsbeschränkungen im Land auch nach der Pandemie beizubehalten.

Indien

Der Schwarzmarkt blüht laut Medienberichten. Auch auf dem Subkontinent wurden Alkoholgeschäfte und Bars in weiten Teilen des Landes geschlossen. Aus dem Bundesstaat Kerala an der Südspitze registrierte eine zentrale Hilfe-Hotline zudem besonders viele Anrufe von
verzweifelten Menschen, die gefragt hätten, wie sie an Alkohol kämen. Alkoholverkäufe sind für viele Bundesstaaten eigentlich eine
wichtige Einnahmequelle - eine, die sie besonders jetzt im Corona-Kampf gut gebrauchen könnten. Deshalb möchten etliche
Bundesstaaten  Alkohol wieder verkaufen.

Frankreich

Im dem schwer vom Coronavirus getroffenen europäischen Kand setzt man nicht auf ein Alkoholverbot. Der Apéro mit einem Glas Wein gehört in dem Land schließlich zum Kulturgut. Die Alkoholverkäufe in Supermärkten gingen in den ersten zwölf Tagen nach Einführung der Ausgangssperre jedoch um gut 16 Prozent zurück, wie eine Anfang April veröffentlichte Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen zeigte. Besonders betroffen davon war demnach Champagner - die Verkaufszahlen seien in dem Zeitraum um 52,5 Prozent gesunken.

Spanien

Auch auf der iberischen Halbinsel gibt es keine Maßnahmen der Regierung, den Alkoholkonsum einzudämmen. In den Metropolen Madrid, Barcelona oder Sevilla ist unter anderem der beliebte „Aperitivo“ in Kneipen nicht mehr möglich und dürfte dafür eher zu Hause getrunken werden. Nach einer Studie der Fachzeitschrift „Inforetail“ von Anfang April kletterten die Verkaufszahlen beim Bier damals innerhalb von nur
einer Woche um fast 80 Prozent, bei Wein um gut 60 Prozent.

Brasilien

Der gemeinsame Caipirinha, der übrigens als Medikament während der Spanischen Grippe erfunden wurde, ist jetzt allerdings nur noch bei virtuellen Treffen im Internet möglich. Ein Umstand, der dazu führt, dass in Rios Supermärkten die Verkaufszahlen von Alkohol sogar jene während des Karnevals übersteigen, wie das Nachrichtenportal "G1" unter Berufung auf mehrere Supermarktketten berichtete.

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