„Möge Gott Euch diese Tat verzeihen“, tadelte Albino Luciani die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle, die ihn soeben zum Nachfolger von Papst Paul VI. gewählt hatten. 33 Tage später war er tot: Am 28. September 1978 starb der „lächelnde Papst“, der die Herzen der Gläubigen im Sturm erobert hatte, in seinem Bett lesend an einem Herzinfarkt und versetzte die katholische Kirche in Schock. Morgen, Sonntag, wird Papst Johannes Paul I., der als erster in der Geschichte einen Doppelnamen wählte und nur 65 Jahre alt wurde, von Papst Franziskus selig gesprochen.
Das für die Seligsprechung nötige Wunder war die Heilung eines elfjährigen Mädchens in Buenos Aires am 23. Juli 2011, das an einer bösartigen epileptischen Erkrankung und einem septischen Schock litt und vor dem Tod stand. Der Priester der Krankenhaus-Pfarrei wandte sich an den verstorbenen Albino Luciani, dessen Fürsprache das Wunder begründet haben soll – so die Vatikan-Erzählung.
Noch unglaublicher als das Wunder klingen nur die Spekulationen, die es um den Tod Johannes Pauls I. seinerzeit gab: Kommunikationsfehler des Vatikans in den ersten Tagen (man verschwieg zum Beispiel, dass der an einer Herzkrankheit leidende Papst von einer Schwester am Morgen in seinem Totenbett gefunden worden war) führten bald zu Stimmen, die an einem natürlichen Tod zweifelten. Die Kurie habe ihn beseitigt, wurde gerne gemutmaßt. Und der Thriller des britischen Autors David Yallop („Im Namen Gottes?“) nährte die These vom Giftmord, hinter dem Machenschaften der Vatikanbank, der Mafia und der geheimnisvollen Loge P2 gestanden sein sollen.
„Wir“ abgeschafft
Heute gilt als sicher, dass der bescheidene Priester aus der Dolomiten-Berggemeinde Canale d’Agordo, der das bei Päpsten übliche „Wir“ durch „Ich“ ersetzte und bei aller Tradition weltoffen wirkte und ungestelzt zu reden verstand, an seiner Herzkrankheit starb – und an der zu großen Bürde des Amtes.
Sein Nachfolger wurde Johannes Paul II., der erste nicht-italienische Papst seit 455 Jahren aus Polen und der dritte des Jahres 1978.
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