Der Mann, der Athen den Schuldenschnitt bringen soll

Auch der Banker Matthieu Pigasse ist kein Krawattenfan
Pariser Investmentbanker und Medienmagnat Matthieu Pigasse ist Chefberater.

Satt und zufrieden – das will der erfolgreiche Investmentbanker Matthieu Pigasse nie werden. Nicht bei Tisch und auch sonst nicht im Leben. Der 46-jährige Franzose, Chefberater der neuen griechische Regierung bei deren großem Ziel, einem weiteren Schuldenschnitt, spart auch an Schlaf, um nichts auf der Welt zu versäumen. All das hat der Punk-Fan, der sich als Linker bezeichnet und im Kabinett von zwei französischen Ministern saß (Dominique Strauss-Kahn und Laurent Fabius) in einem aufschlussreichen Gespräch mit der Financial Times erzählt.

Wie sein asketischer Stil zur Mentalität der Griechen passt, ist schwer vorstellbar. Die Regierung rund um Alexis Tsipras verspricht sich jedenfalls viel vom Experten für Schuldenschnitte und Fusionen. Stilistisch passt der dreifache Vater jedenfalls gut zu Tsipras und Finanzminister Varoufaki – er verzichtet fast immer auf eine Krawatte.

Für den aus einer Journalistenfamilie stammenden Absolventen der ENA, der Kaderschmiede in Frankreich schlechthin, ist der Auftrag nichts Besonderes. Pigasse, der in Paris die Geschäfte der Traditionsbank Lazard führt, hat hoch verschuldete Länder wie Argentinien, Ecuador, Zypern oder den Irak beraten. Auch die Ukraine soll Lazard-Kunde sein. Pigasse stand Athen beim Schuldenschnitt für private Gläubiger 2012 zur Seite – die Bank kassierte kolportierte 20 Millionen Euro. Pigasse und seine Fachleute wissen also bestens Bescheid. Mitte Februar waren sie bei Vorgesprächen für neue Verhandlungen zum griechischen Schuldenproblem auch schon dabei.

Pigasse tritt für einen radikalen Schuldenschnitt um 100 Milliarden Euro – einem Drittel – ein. Das will nicht nur Berlin nicht akzeptieren. Dennoch gibt sich der Banker felsenfest davon überzeugt, dass sich Athen durchsetzt: "Es gibt keine andere Lösung als die Verringerung der Schulden", sagte er Canal Plus. Andernfalls "fahre Europa an die Wand". Griechenland befinde sich "im finanziellen Notstand und durchlebt eine humanitäre Krise, wie Europa sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat", betonte er gegenüber France Inter. Und: "Ich denke, dass die Troika alles falsch gemacht hat."

Banker nervt Politiker

Damit liegt der eloquente Mittvierziger auf der gleichen Wellenlänge wie die meisten Griechen. Mit seiner Medienpräsenz geht er aber der Regierung in Paris bereits enorm auf die Nerven. Im Streit um einen Schuldenschnitt ließ sich Finanzminister Michel Sapin vor kurzem sogar zu einem Seitenhieb gegen Pigasse hinreißen: "Ich bin auch dazu da, die griechische Regierung zu beraten, aber wenn ich berate, dann ist das kostenlos."

Vom Banker wird noch oft zu hören sein, denn er ist alles andere als medienscheu. Ihm gehört nicht nur das Kulturmagazin Inrockuptibles. Seit 2010 ist er mit den Geschäftsleuten Xavier Niel und Pierre Bergé Mehrheitseigner von Le Monde. Seit 2014 hält das Trio auch die Mehrheit am Wochenmagazin Nouvel Observateur ( L’Obs).

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