Dänische Regierung greift durch: Lehrer dürfen in die Schulen

Am Montag wird wieder an den Gesamtschulen unterrichtet. Vier Wochen lang waren die Lehrer ausgesperrt.

Die Eltern von 566.000 dänischen Schülern der 1. bis 9. Klasse atmen auf: Vier Wochen des Improvisierens nehmen ein Ende. Abwechselnd übernahmen nach den Osterferien Eltern, Großeltern oder Freunde die Betreuung der Sprösslinge; in Unternehmen wurden Kinderzimmer für die Jüngsten eingerichtet. „Zwei, drei Wochen wurde das mit unglaublicher Ruhe organisiert“, erzählt ein Vater dem KURIER, „aber diese Woche kippte die Stimmung.“ Ab Montag können die Dänen ihren Nachwuchs wieder in die Schule bringen. Die 52.000 Gesamtschullehrer, die von ihren Arbeitgebern – den Kommunen in Dänemark – im Streit wegen längerer Arbeitszeiten ausgesperrt worden waren, sollen wieder unterrichten.

Das nötige Machtwort im Kampf zwischen der starken Lehrergewerkschaft und den unnachgiebigen Kommunenvertretern kam von der Regierung: Die sozialdemokratische Premierministerin Helle Thorning-Schmidt kündigte am Donnerstag ein Sondergesetz an, das die umstrittenen Neuregelungen ab dem Schuljahr 2014/2015 festschreibt.

Die Lehrer sind zornig, sie fühlen sich ausgespielt und gingen Donnerstagnachmittag in Kopenhagen, Arhus und Odense auf die Straße. Dass die Pädagogen nun ihrerseits in den Streik gehen könnten, wird in Kopenhagen aber ausgeschlossen. Thorning wird das Gesetz mit Unterstützung fast aller Oppositionsparteien durchbringen. Kernpunkt: Die Schulleiter dürfen bestimmen, wie viele Stunden die Lehrer unterrichten müssen und wie viele Stunden Vorbereitungszeit ihnen eingeräumt wird. Konkret sollen die Pädagogen von 8 bis 16 Uhr in der Schule anwesend sein – statt wie bisher maximal bis 14 Uhr. Dafür wird eine Mini-Gehaltserhöhung versprochen: im Schnitt rund 64 Euro pro Nase im Monat.

Hintergrund ist das Ziel der Regierung, alle Gesamtschulen zu Ganztagesschulen auszubauen. Die Meinung darüber ist geteilt, hier prallen die Ideologien wie in Österreich aufeinander.

Theoretisch möglich, aber praktisch ausgeschlossen hält der oberste Lehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger eine Pattsituation in Österreich ähnlich wie in Dänemark. „So etwas gehört nur auf der Verhandlungsebene gelöst“, sagt er.

Was nichts daran ändert, dass die Verhandlungen über ein neues Lehrerdienst- und Gehaltsrecht seit Jahren auf der Stelle treten. Auch hier will der Arbeitgeber, dass die Lehrer mehr Stunden unterrichten und auch am Nachmittag an den Schulen sind. Geld soll es dafür aber nur wenig mehr geben.

In der Nacht auf Donnerstag kam es zum Eklat bei den Reform-Verhandlungen. Die Gewerkschafter kamen mit 15 Vertretern zum Gipfelgespräch mit den Ministerinnen Maria Fekter, Claudia Schmied und Gabriele Heinisch-Hosek. Es waren zu viele Lehrervertreter in den Augen von Heinisch-Hosek. Und so brach sie nach nur einer Stunde das Gespräch ab. Im Mai wird weiterverhandelt.

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