Krieg im Cyberraum: "Tägliche Dinge des Lebens werden zur Waffe"

Krieg im Cyberraum: "Tägliche Dinge des Lebens werden zur Waffe"
Oberst Christof Tatschl beantwortet im KURIER-Interview die drängendsten Fragen zum Cyberkrieg und wie man sich gegen Cyberangriffe schützen kann.

Dass offenbar der israelische Geheimdienst Pager und Funkgeräte zum Explodieren brachte, stellt einmal mehr den Cyberkrieg in den Vordergrund. Was es damit auf sich hat und wie man sich am besten schützen kann, erklärt Oberst Christof Tatschl, Stellvertretender Direktor und Chef des Stabes für die Direktion IKT&Cyber im Verteidigungsministerium.

KURIER: Herr Oberst, wie viel Cyberkrieg steckt in der mutmaßlich israelischen Pager-Aktion gegen die Hisbollah?

Oberst Christof Tatschl: Grundsätzlich muss ein Cyberangriff so viel Einfluss ausüben, dass er auch einen physischen Effekt in der realen Welt hat. Als Beispiel: Ich habe ein Flugzeug in der Luft, es wird von den Radarkontrollen geleitet – und ich übernehme im Zuge des Cyberangriffs diese Kontrollen. Das Flugzeug verfliegt sich, landet wo anders sicher. Passiert nichts, dann ist der Cyberangriff wirkungslos. Konnte man es aber durch die Manipulation zum Absturz bringen, kann man von einem erfolgreichen Cyberangriff sprechen. Eine Cyberaktion ist also nicht nur eine Störung der Systemfunktionalität, sondern es muss auch eine physische Wirkung bedingen. Es kann natürlich auch eine Informationswirkung dahinterstehen, aber dazu später. Eine physische Wirkung hat im Falle der Pager-Attacke bekanntlich stattgefunden, denn man musste ja den Sender hacken, der auf die Pager zugegriffen hat, um den entsprechenden Auslösebefehl zu übertragen. Und das ist heute eine Gefahr: Dinge des täglichen Lebens werden so verändert, dass man sie als Wirkwaffe verwenden kann.

Wie lässt sich der Begriff Cyberraum definieren?

Der Cyberraum ist eine vom Menschen geschaffene künstliche Domäne, die aus der Vernetzung der damit verbundenen Gerätschaften – PCs, Smartphones, aber auch smarte Waschmaschinen, Bankomaten, Kühlschränken etc. – besteht. Dazu zählt auch der Mensch, sobald er eines dieser verbundenen Geräte bedient. Hier gibt es etwa das freie Internet als riesigen Cyberraum, aber genauso militärische und viele weitere Netzwerke, die abgeschotteter sind und somit einen spezifischen Cyberraum bilden. Dieser Raum ist militärisch gesehen neben Land, Luft, See und Weltraum ein potenzielles Schlachtfeld.

Können Sie die globale Lage im Cyberkrieg skizzieren?

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