Cyberangriff auf Macron: Hacker-Grüße aus Moskau?
Konflikte werden auf viele Arten ausgetragen– jene der gezielten Desinformation und Manipulation im Internet kommt immer häufiger vor. Nun traf sie kurz vor dem Finale der französischen Präsidentschaftswahl den Favoriten Emmanuel Macron. Tausende Dokumente seiner Bewegung "En Marche!" kursieren seit Freitag Nacht im Netz. Die französische Wahlkommission warnte Medien vor der Veröffentlichung – denn unter den Infos seien viele Falschmeldungen. Macrons Vertreter reagierten und bezeichneten den Hack als "massive und koordinierte" Attacke mit dem Ziel, die Wahl zu destabilisieren.
Bereits vor Wochen meldeten sie den Diebstahl von zig vertraulichen eMails, Verträgen und anderen internen Dokumenten. Die im Internet veröffentlichten Daten im Umfang von zirka neun Gigabyte wurden am späten Freitagabend online gestellt. Ein User, der sich "Emleaks" nannte, hatte die Daten auf der Internetseite Pastebin veröffentlicht, wo anonym gepostet werden kann. Kurz darauf entwickelten sich auch Diskussionen auf Donald-Trump-freundlichen Kanälen wie Reddit und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter tauchte der Hashtag #MacronLeaks auf.
Macrons Team schaltete die Nationale Kommission zur Kontrolle des Wahlkampfs ein, die ebenfalls von einem Computerangriff sprach. Laut Informationen einer IT-Sicherheitsfirma hätten Kriminelle der Gruppe "Pawn Storm" in den vergangenen Wochen versucht, in das Netz der Wahlkämpfer einzudringen. Über gefälschte Mails wurden Macrons Mitarbeiter dazu verleitet, schadhafte Software auf ihre PCs zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten.
Geheimdienst
Dass Macron Opfer von russischen Cyberangriffen ist, könnte an seiner kritischen Haltung gegenüber Moskaus Außenpolitik liegen. Zuletzt legten sich seine Vertrauten auch mit russischen Medien an. Sie warfen dem Sender Russia Today sowie dem Internetportal Sputnik vor, eine Hetzkampagne gegen Macron zu betreiben und so in den französischen Wahlkampf einzugreifen.
Der Front National nutzte jedenfalls die Lage in Frankreich aus und heizte noch vor Freitag-Mitternacht die Gerüchte an: Florian Philippot, Partei-Vize, twitterte: "Werden wir durch die #MacronLeaks Dinge erfahren, die der investigative Journalismus absichtlich verschweigt? Schrecklich, dieser demokratische Schiffbruch."
Und Macron? Er durfte sich zu den Angriffen nicht äußern. Er muss schweigen, so sieht es das strenge französische Wahlgesetz vor: Denn wer am Wochenende Wahlkampf betreibt oder vor Sonntagabend Umfragen veröffentlicht, macht sich strafbar. Ungünstiger hätte der Daten-Leak nicht kommen können.
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