Covid-19 im Osten: "Ischgl war wohl nicht ihre erste Wahl"

Covid-19 im Osten: "Ischgl war wohl nicht ihre erste Wahl"
Der Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter über die Situation bei Österreichs östlichen Nachbarn.
Von Uwe Mauch

Hans-Peter Hutter, hat sich auf Anfrage des KURIER die Corona-Situation in den Nachbarländern genauer angesehen. Hier die Analyse des Umweltmediziners der MedUni Wien:

„In Tschechien steigen die Fallzahlen im Vergleich zu Österreich um zwei Wochen verschoben an, Unsere nördlichen Nachbarn verzeichnen daher im Moment ziemlich genau die selben Todesfälle, die bei uns vor 14 Tagen zu beklagen waren.“

„In der Slowakei hat man es bis vor wenigen Tagen geschafft, die Verbreitung des Virus gering zu halten. Seither steigen aber die Fallzahlen stark an, in etwa einem Monat wird sich das auch auf die Zahl der Verstorbenen auswirken.“

„In Ungarn steigt die Zahl der Infizierten erst seit Mitte März stark an. Auch in Ungarn ist daher die Zahl der Todesfälle genau gleich wie in Österreich.“

Slowenien, das einen mit Österreich vergleichbaren Anstieg der Fälle hatte, weist exakt die gleiche Sterberate auf wie Österreich.“

„Ähnliches gilt für Kroatien, wo jedoch in den letzten Tagen die täglichen Fallzahlen zurückgegangen sind.“

Covid-19 im Osten: "Ischgl war wohl nicht ihre erste Wahl"

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter hat für den KURIER analysiert.

KURIER: Alle genannten Nachbarländer haben weniger Corona-Tote als Österreich. Wie erklären Sie das?

Hans-Peter Hutter: Die Sterbezahlen hängen von der Dauer der Corona-Aktivität ab. Die durchschnittliche Dauer von den ersten Symptomen bis zum Tod beträgt 19 Tage, bei 25 Prozent der Erkrankten beträgt sie mehr als 25 Tage. Daher ist die Zahl der Todesfälle vom Anstieg der Infektionen vor rund einem Monat abhängig. In jenen Ländern, in denen dieser Anstieg in den ersten Tagen des März gering war, können daher noch nicht viele Todesfälle aufgetreten sein.

Sie gehen also nicht davon aus, dass unsere Nachbarn effizientere Maßnahmen ergriffen haben als die österreichische Bundesregierung?

Das war nur in den seltensten Fällen ein Erfolg von Maßnahmen, sondern einfach eine Folge der geringeren Kontakte mit China und Italien.

Waren eventuell weniger Menschen jener Länder in Tirol Ski fahren?

Bekanntlich wurden Handydaten ausgewertet. Skitouristen nahmen das Virus aus Tirol vor allem in die Schweiz, nach Deutschland, Skandinavien, Großbritannien und Spanien mit. Daran kann man gut sehen, dass Ischgl wohl nicht als erste Wahl für den Skiurlauber aus den angesprochen Länder gilt. Da hat es sich dann doch als günstig erwiesen, lieber nach St. Corona am Wechsel oder Bad Kleinkirchheim zu fahren.

Kann der österreichische Krisenstab von den Nachbarn etwas lernen?

Nichts!

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