Coronavirus: „Wir ziehen das in Italien jetzt durch“

Informationen werden verteilt, aber der Wochenmarkt in Padua ist ganz normal geöffnet
Leben in Zeiten der Coronavirus-Krise am Beispiel einer italienisch-österreichischen Familie nahe Padua.

„Wir im Raum Padua sind schon die dritte Woche im Ausnahmezustand. Wir haben uns daran gewöhnt“, sagt die gebürtige Linzerin Claudia Steidl (51) im Telefonat mit dem KURIER. Von Panik keine Spur. „Die Menschen haben jetzt nicht mehr so viel Angst vor dem Ungewissen. Wir ziehen das jetzt durch, so lange es notwendig ist“, sagt die Lehrerin. Wichtig sei für sie, dass sie nicht unter „Hausarrest“ stehe.

"Telefonieren jetzt mehr"

Wie ist das Alltagsleben für ihre Familie in Zeiten einer landesweiten Sperrzone, geschlossenen Schulen und Restriktionen? „Unaufgeregt“, sagt Steidl. Sie gehe nach wie vor alle zwei, drei Tage einkaufen, die Supermärkte in ihrem Städtchen seien gut bestückt. Auch der Wochenmarkt sei offen. Ihr Mann fahre „ganz normal“ mit dem öffentlichen Bus nach Padua zur Arbeit, halte sich aber an den nötigen Mindestabstand zu anderen Menschen an der Haltestelle oder im Bus. In Lokale oder zu Freunden gingen sie nicht: „Wir telefonieren jetzt mehr.“

Schule via Skype

Ihre Tochter, die heuer maturiert, ist die dritte Woche nicht in der Schule. „Seit gestern unterrichten ihre Lehrer ein paar Stunden am Tag via Skype“, erzählt Steidl. Die Schule habe angefragt, ob alle ein Smartphone oder einen Computer habe, andernfalls hätte sie dafür gesorgt. „Unterrichtsinfos bekommen die Schüler per Whatsapp. Via Skype läuft dann der Unterricht, die Mikrofone sind an, die Schüler können direkt antworten, Fragen stellen oder Texte vorlesen.“

Der Unterricht sei für Lehrer und Schüler freiwillig, aber alle 27 Kids der Maturaklasse hätten mitgemacht. Sie sind froh, dass sie wieder in Kontakt miteinander sind - und das sie wieder etwas für die Matura lernen können. Mitte Juni wäre der reguläre Termin für die schriftliche Zentralmatura in ganz Italien. „Aber darüber redet im Moment niemand. Die Regierung Conte wird eine Lösung dafür finden. Zu Gunsten der Schüler. Jetzt hat sie Wichtigeres zu“, sagt Steidl.

Vertrauen in Regierung

Sie vertraue der Regierung und allen Verantwortlichen, denen man allesamt ansehe, „dass sie seit zwei Wochen kaum geschlafen haben. Ich ziehe den Hut vor ihnen.“

Jetzt sei wichtig, „die Schnelligkeit der Krankheit einzubremsen“, betont Steidl, „und ich trage meinen Teil dazu bei“.

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