Coronavirus: Fast 800 Tote binnen 24 Stunden in Italien
Italien hat am Samstag seinen eigenen, traurigen Rekord von Corona-Toten gebrochen. Binnen 24 Stunden starben 793 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit - so viele wie noch nie an einem Tag seit dem Ausbruch im Land, wie der Zivilschutz in Rom am Abend mitteilte. Die Bilanz der Todesopfer kletterte damit auf 4.825 Personen. Die Zahl der Infizierten stieg auf 42.681.
2.857 Menschen liegen in Italien derzeit auf der Intensivstation, das sind sieben Prozent aller Infizierten, so Italiens Zivilschutzchef Angelo Borrelli. 6.072 Menschen sind inzwischen genesen.
Neben der Lombardei sind die Regionen Emilia Romagna, Venetien und Piemont am stärksten betroffen. In Kärntens Nachbarregion Friaul kletterte die Zahl der Todesopfer auf 42. Alleine in der Lombardei starben am Samstag 546 Menschen an einer Coronavirus-Erkrankung.
"Die Experten hatten uns gesagt, dass der 13. und der 14 Tag nach dem Inkrafttreten der restriktiven Vorbeugungsmaßnahmen die härtesten sein würden, und sie hatten Recht. Die Zahlen bezeugen, dass die Epidemie stark wächst", sagte der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera.
Bergamo und Brescia sind die am stärksten betroffenen lombardischen Städte, gefolgt von Cremona. In der lombardischen Hauptstadt Mailand wurden 4.672 Infizierte gemeldet, 868 mehr als am Freitag. In Bergamo ist die Zahl der Toten so hoch, dass der städtische Friedhof überfüllt ist, die Bestattungsunternehmen sind überlastet. Zusätzliche Militär-Lkw erreichten am Samstag den kommunalen Friedhof, um die Särge zu den Krematorien anderer Regionen zu bringen, berichteten lokale Medien. Seit Tagen ist die Lagerkapazität der Leichenhalle in Bergamo ausgeschöpft. Dies gilt auch für den einzigen Krematoriumsofen der lombardischen Stadt, welcher derzeit 24 Stunden durchgehend läuft. Sowohl der Friedhof, als auch Bestattungsinstitute sind seit längerem nicht mehr aufnahmefähig.
Italien ist das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Toten wegen des Coronavirus auf der Welt. Die Regierung hatte daher erst am Freitag die Ausgangssperren verschärft, die seit dem 10. März landesweit gelten. Allerdings fordern Regionalpolitiker im Norden weitere Maßnahmen. Auch weil sich einige Menschen immer noch nicht an die Auflagen halten. In der Lombardei war der Ausbruch vor einem Monat bemerkt worden. Dort sind zum Beispiel Fabriken noch geöffnet, in die die Menschen zur Arbeit gehen.
Zivilschutzchef Borrelli schloss jedoch einen kompletten Shutdown in Italien aus. Es sei unmöglich, den Menschen zu verbieten, einkaufen zu gehen und die Warenbelieferung zu stoppen.
Laut dem Präsidenten von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut ISS und Berater der Regierung in Sachen Coronavirus, Silvio Brusaferro, ist die Einhaltung der Distanz zwischen den Menschen das Hauptelement, um die Epidemie zu besiegen. Die Epidemie-Kurve nehme weiterhin zu, erst in den kommenden Tagen werde man sehen, ob die einschränkenden Maßnahmen auch greifen. Wichtig sei, dass sich die Bürger streng an die Maßnahmen halten, so Brusaferro. Dies sei vor allem zum Schutz der schwächeren und älteren Personen notwendig.
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