Sepia-Angela und Hipster-Hillary
Bundeskanzlerin nennt sich der Account. Ganz schlicht, ohne viel Theaterdonner. Ihren echten Namen braucht es nicht, schließlich weiß jeder, wer damit gemeint ist.
Angela Merkel hat seit kurzem einen Instagram-Account, ein Profil auf jener Plattform, auf der sich sonst gerne Stars und Möchtegern-Idole wie Justin Bieber, Beyoncé oder die Kardashian-Familie inszenieren. Und jetzt eben auch die deutsche Kanzlerin: Ihre Bilder dort sollen einen Einblick in ihre Arbeit hinter den Kulissen geben. Bei der Vorbereitung mit ihrem Team, beim Aussteigen aus dem Flugzeug, bei Gesprächen mit bedeutenden Personen. Die Bilder sind alle von Profis gemacht, aber eben nicht in der normalen Hochglanz-Optik der Pressefotografen, sondern im Instagram-Stil – in Schwarz-Weiß, in Sepia, immer leicht mit Weichzeichner behübscht.
Schwere Garderoben-Wahl
Weniger vielfältig sind derzeit noch die Motive bei einer anderen Akteurin auf der weltpolitischen Bühne, die sich seit kurzem auf der Plattform zeigt: Hillary Clinton, Anwärterin auf das Oval Office in Washington, hat jetzt auch ihr eigenes Instagram-Profil. Drei Fotos sind dort seit gestern zu sehen – Hillarys Garderobe (patriotisch in rot-weiß-blau, versehen mit dem Kommentar "Hard Choices", wie sie auch ihre Memoiren nannte), Hillary vor der TV-Kamera, Hillarys Countdown zur Vorstellung ihrer offiziellen Präsidentschafts-Kampagne.
Die Macht der Bilder ist im Netz ein unabdingbares Instrument im politischen Leben – andere Politiker nutzen dieses Potential schon länger. Barack Obama hat mit vier Millionen Abonnenten seines Kanals ein nicht unbeträchtliches Reservoir an Wählerstimmen, das er mit gut arrangierten Bildern für sich einnehmen kann. In Russland nutzt Premier Dmitrij Medwedew Instagram, um sich zu inszenieren; auch mittels Selfies samt Kamera in der Hand, die einem suggerieren, dass seine Instagram-Bilder tatsächlich von ihm selbst stammen.
Post aus Russland
Postings aus Russland haben auch bei Merkels Account kurz für Aufregung gesorgt. Ein paar Tage, nachdem ihr Profil online gegangen war, wurde es von Negativ-Kommentaren russischer Trolle überschwemmt – in kyrillischer Schrift wurden da Beschimpfungen und Beleidigungen gepostet. Das Medienteam der Kanzlerin beschränkte die Kommentare daraufhin auf deutsche Beiträge.
Mittlerweile haben sich die Nutzer beruhigt. Der Troll-Sturm hat dem Bekanntheitsgrad des Bundeskanzlerinnen-Accounts aber sicherlich nicht geschadet. Merkel rangiert bei imposanten 43.000 Interessierten. Clinton hat aber im Vergleich die Nase vorn: Mehr als 76.000 Follower hat sie, und das nur nach ein paar Tagen.
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