Clinton-Lager: Enthüllte Mails sind Trump-Aktion

Wikileaks veröffentlichte Emails von Clintons Wahlkampfleiter John Podesta.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichungen seien nach der Empörung über Donald Trump ein "absolut seltsamer Zufall", sagte John Podesta, der betroffene Wahlkampfleiter von Hillary Clinton.

Der Wahlkampfchef der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, John Podesta, hält die Veröffentlichung seiner gehackten E-Mails durch Wikileaks für ein Werk Russlands zugunsten von Clintons Gegner Donald Trump. Es sei ein "seltsamer Zufall", dass die Veröffentlichung der E-Mails kurz nach empörenden Enthüllungen über Trump erfolgt sei, sagte Podesta am Dienstag (Ortszeit).

Obama: "Russische Einmischung in Wahl"

US-Präsident Barack Obama rief die Republikaner auf, Trump die Gefolgschaft zu verweigern. Es gebe eine "russische Einmischung in diese Wahl" und den Versuch Moskaus, "sie zugunsten von Herrn Trump zu beeinflussen", sagte Podesta am Dienstag (Ortszeit) auf einem Flug vom Miami nach New York vor Journalisten. Dies müsse Anlass zu "größter Sorge für alle Amerikaner" sein.

Die von Julian Assange gegründete Enthüllungsplattform Wikileaks hatte am Freitagabend (Ortszeit) begonnen, tausende E-Mails von Podestas persönlichem Googlemail-Konto zu veröffentlichen. Ein Hacker mit dem Pseudonym Guccifer 2.0 stellte auch anderen Websites das Material zur Verfügung. Der Hackerangriff soll von Russland ausgegangen sein. Laut Podesta ist der Trump-Vertraute Roger Stone das Bindeglied zwischen Trump und Assange.

Kein Skandal, aber Einblicke in Arbeitsweise

Die Veröffentlichung der E-Mails löste bisher keine Skandale aus, allerdings erhielt die Öffentlichkeit dadurch Einblicke in die Arbeitsweise von Clintons Wahlkampfteam. Podesta sagte, die Bundespolizei FBI habe ihm bestätigt, dass sie "den kriminellen Hack" untersuche.

Die Wikileaks-Enthüllungen seien eine "Gegenmaßnahme gewesen um zu versuchen, die öffentliche Aufmerksamkeit von den verabscheuungswürdigen Dingen abzulenken", die Trump in einem kurz zuvor veröffentlichten Video gesagt habe, sagte Podesta. In der heimlichen Aufzeichnung aus dem Jahr 2005 äußerte sich der Immobilienmilliardär vulgär über Frauen und prahlte mit sexuellen Zudringlichkeiten. Die Äußerungen lösten große Empörung aus, Dutzende republikanische Mandatsträger entzogen Trump ihre Gefolgschaft.

"Absolut seltsamer Zufall"

"Ob das Herrn Assanges Entscheidung war um zu versuchen, Herrn Trump zu helfen, oder ob es da eine Koordinierung gab, kann ich nicht wissen", kommentierte Podesta nun. "Ich sage nur, es ist ein absolut seltsamer Zufall, dass dies genau zu dem Zeitpunkt geschah, als das Wasser kurz vor dem Siedepunkt war", fügte Clintons Wahlkampfmanager mit Blick auf die hochkochende öffentliche Empörung über Trump hinzu.

Podesta äußerte den Vorwurf, Trumps Wahlkampfteam sei im Voraus über die Veröffentlichung seiner Mails informiert worden. Überdies kritisierte Clintons Wahlkampfmanager, Trumps außenpolitische Positionen wie etwa seine Vorbehalte gegen die NATO und seine Nachsicht gegenüber der Annexion der ukrainischen Halbinsel durch Moskau stimmten "mehr mit der russischen Außenpolitik" überein als mit der US-Politik.

Trump sagte, die veröffentlichten E-Mails machten "deutlicher denn je, wie viel bei dieser Wahl auf dem Spiel steht". Sie entscheide darüber, "ob wir eine korrupte Bananenrepublik werden, die von Großspendern und ausländischen Regierungen kontrolliert wird".

Auch andere Cyberattacken aus Russland

Obamas Regierung hatte die russische Regierung am Freitag ebenfalls beschuldigt, mit Cyberattacken auf politische Einrichtungen in den USA den US-Wahlkampf beeinflussen zu wollen. Sie drohte mit Konsequenzen, ohne dafür Ort und Zeit zu nennen. Obamas Sprecher Josh Earnest bekräftigte am Dienstag, es werde eine "angemessene" Reaktion geben, die aber kaum im Voraus angekündigt werde.

Obama verurteilte unterdessen bei einem Wahlkampfauftritt für Clinton in North Carolina Trumps frauenfeindliche Äußerungen: "Man muss nicht ein Ehemann oder ein Vater sein um zu sagen, dass das nicht richtig ist. Man muss nur ein anständiges menschliches Wesen sein."

Den Republikanern, die Trump weiter unterstützen, warf Obama vor, es ergebe "keinen Sinn", Trumps Ausfälle immer wieder zu verurteilen, ihn aber dennoch zum "mächtigsten Präsidenten auf dem Planeten" machen zu wollen.

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