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New Jersey: Polit-Debakel um Verkehrsstau

Chris Christie war bislang Präsidentschafts-Hoffnung der Republikaner. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn.

Dass sich die Einwohner von New York und jene von New Jersey nicht besonders wohlgesonnen sind, ist kein Geheimnis. Der Streit zwischen Städtern und Vorstadtbewohnern („How I Met Your Mother“ hat ihn auch europäischen TV-Zusehern eindrucksvoll nähergebracht) dürfte nun aber eine neue Stufe erreicht haben: Wie jetzt bekannt wurde, hat die Verwaltung New Jerseys im Herbst einen vier Tage andauernden Verkehrsstau verursacht – und das mit voller Absicht.

Justiz ermittelt in Stau-Causa

New Jersey: Polit-Debakel um Verkehrsstau
New Jersey Governor Chris Christie (2nd L) tours the fire area with his Deputy Chief of Staff Bridget Anne Kelly (R) and Office of Emergency Management personnel at the boardwalk in Seaside Heights, New Jersey on September 12, 2013 in this handout photo obtained by Reuters on January 9, 2014. New Jersey Governor Chris Christie said at a news conference on January 9, 2014 that he had fired Kelly in the wake of a scandal involving the closure of lanes on the George Washington bridge during a political campaign in September. REUTERS/Tim Larsen/Governor's Office/Handout via Reuters (UNITED STATES - Tags: POLITICS TPX IMAGES OF THE DAY) ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS PICTURE WAS PROCESSED BY REUTERS TO ENHANCE QUALITY. AN UNPROCESSED VERSION WILL BE PROVIDED SEPARATELY
Dass in der Causa nun sogar die Staatsanwaltschaft ermittelt, hat den Stau von einem regionalen zu einem nationalen Problem gemacht: Denn im Zentrum des Polit-Debakels steht Chris Christie, Gouverneur von New Jersey, schwergewichtiger Republikaner und Hoffnung der Konservativen im nächsten Kampf ums Weiße Haus. Seine Mitarbeiter sollen im September Sperrungen rund um die George-Washington-Brücke anbringen haben lassen; die Folge war ein vier Tage andauernder Stau auf einer der meistbefahrenen Brücken der Welt. Die Begründung damals: eine Verkehrsstudie.

Nun legen Korrespondenzen allerdings nahe, dass die Aktion als Rache für mangelnde politische Unterstützung für Christie gedacht war: "Höchste Zeit für ein paar Verkehrsprobleme in Fort Lee", soll die Vizestabschefin des Gouverneurs an den Direktor bei der zuständigen Hafenbehörde Port Authority - einen Schulfreund Christies – geschrieben haben. "Alles klar", antwortete der und leitete die verheerende Sperrung in die Wege.

Rache für fehlende „Freundschaft“

Christie, der sich bereits bei den Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Wirbelsturm „Sandy“ einige Demokraten zu Verbündeten gemacht hatte, war im November mit der Unterstützung mehrerer demokratischer Bürgermeister wiedergewählt worden. Einer, der sich in den Monaten vor der Wahl aber nicht für ihn eingesetzt hatte, war der Stadtchef von Fort Lee. Mark Sokolichs Stadt soll deshalb Ziel des Racheakts gewesen sein.

Dass durch die Verkehrsprobleme nicht nur Kinder nicht in die Schule kamen, sondern auch ein Rettungswagen aufgehalten wurde und eine 91-Jährige verstarb, macht die Causa nun zu einem echten Problem. Die New York Times und das Wall Street Journal veröffentlichten die Mails, die Staatsanwaltschaft prüft, ob US-Bundesgesetze gebrochen worden seien.

"Dumm" und "hinterlistig"

Christie selbst dementierte sogleich, von den Vorgängen gewusst zu haben. In einer Erklärung machte er sein Büro für den Vorgang verantwortlich. "Was ich heute erstmals erfahren habe, ist nicht annehmbar. Ich bin empört und zutiefst getroffen von der Nachricht, dass eine Mitarbeiterin mich hinters Licht geführt hat. Ich war über ihr völlig unakzeptables und eigenwilliges Handeln nicht informiert", hieß es in der offiziellen Verlautbarung. Seine "dumme" und "hinterlistige" Vizestabschefin habe er gefeuert.

Christies Beliebtheitswerten dürfte die Aktion – mittlerweile halb liebevoll „Bridgegate“ genannt - dennoch ordentlich geschadet haben: Es sei schwer vorstellbar, was Christies Anhänger Schlimmeres hätten tun können um dessen präsidiale Hoffnungen zu beschädigen, kommentierte etwa USA Today.

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