Chinesische Medien: Trump ist "diplomatischer Anfänger"

Donald Trump in seinem Tower
Donald Trumps Telefonat mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen lässt die Wogen im Verhältnis zu China weiter hochschlagen.

Das Telefonat von Donald Trump mit Taiwans Staatschefin Tsai Ing-wen und weitere Provokationen des designierten US-Präsidenten sorgen weiterhin für schwere Verstimmungen im Verhältnis zwischen den USA und China. Die chinesischen Staatsmedien kritisierten den Immobilienmilliardär am Dienstag als "diplomatischen Anfänger" und warnten vor einer Belastung der Beziehungen.

Der designierte US-Vizepräsident Mike Pence machte aber deutlich, dass Trump zu seinem Telefonat mit Tsai stehe.

Chinesische Medien: Trump ist "diplomatischer Anfänger"
REFILE - CLARIFYING THE PICTURES WERE MADE AVAILABLE ON DECEMBER 3, 2016 Taiwan's President Tsai Ing-wen speaks on the phone with U.S. president-elect Donald Trump at her office in Taipei, Taiwan, in this handout photo made available December 3, 2016. Taiwan Presidential Office/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY. NO RESALES. NO ARCHIVE. TAIWAN OUT. TPX IMAGES OF THE DAY
Spannungen im Verhältnis zu China würden nicht dazu beitragen, "Amerika wieder groß zu machen", schrieb die chinesische "Volkszeitung", das Sprachrohr der regierenden Kommunistischen Partei, die damit Trumps Wahlkampfmotto aufgriff. Die "Global Times" hielt Trump "Provokation und Falschheit" vor. Um das empfindliche Gleichgewicht zwischen den USA und China nicht zu stören, müsse sich auch Trump "an die Regeln des großen Machtspiels" halten.

Wenn die USA ihre Waffenlieferungen an Taiwan ausweiteten, müssten sie sich auf einen "harten Wettbewerb" gefasst machen, hieß es in einem anderen Kommentar. Die englischsprachige China Daily warnte Trump, sollte er sein Verhalten nicht mäßigen, müsse sein Land mit "kostspieligen Problemen" rechnen.

Bruch mit Gepflogenheiten

Trump hatte am Freitag mit Tsai telefoniert, die ihm zu seinem Wahlsieg gratulierte. Dies stellte einen Bruch mit den jahrzehntelangen diplomatischen Gepflogenheiten dar.

Die USA hatten im Zuge ihrer Annäherung an die Volksrepublik China 1979 ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und die Führung in Peking als alleinige Regierung Chinas anerkannt - was als "Ein-China-Politik" bezeichnet wird. Zugleich unterhielt die US-Regierung inoffiziell aber stets freundschaftliche Kontakte zu Taipeh.

Nach scharfer Kritik aus Peking an dem Telefonat griff Trump dann am Sonntag die chinesische Führung wegen ihrer Währungs- und Außenpolitik an. Schon während des Wahlkampfs hatte er China wiederholt beschuldigt, seine Währung zu manipulieren, um der verarbeitenden Industrie in den USA zu schaden. Zugleich drohte er mit Strafzöllen auf chinesische Waren. Zu den neuen Provokationen Trumps äußerte sich Peking bisher nicht.

"Keinerlei Bedauern"

Pence sagte am Dienstag, es gebe "keinerlei Bedauern" über das Telefonat mit Tsai. Es habe sich um "eine Höflichkeit" gehandelt, sagte der designierte Vizepräsident dem TV-Sender Fox News. Trump sei sich der "Ein-China-Politik" voll bewusst. Er sei sich aber auch der Tatsache bewusst, dass die USA Rüstungsgüter zu Milliardensummen an Taiwan verkauft hätten, sagte der künftige Vizepräsident.

Nach einem Bericht "Washington Post" war das Telefonat wochenlang vorbereitet worden. Es sei daher als Signal für einen Politikwechsel zu verstehen, schrieb die Zeitung.

Diese Spekulationen wurden auch durch den Besuch eines früheren hochrangigen US-Regierungsmitarbeiters in Taiwan angeheizt, der in Verbindung zu Trumps Übergangsteam steht. Stephen Yates, ein vormaliger Sicherheitsberater von Ex-Vizepräsident Dick Cheney, bezeichnete bei einem Treffen mit Journalisten in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh seinen Besuch zwar als privat, schloss aber Treffen mit Regierungsvertretern nicht aus.

Yates war in Medienberichten als der Vermittler genannt worden, der das Telefonat zwischen Trump und Tsai eingefädelt haben soll.

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