Junge Chinesen steigen aufs Rad um

Fahrradboom in China verlangt nach strengeren Regeln
Bike-Sharing wird strenger: Ein Mitarbeiter für 200 Räder.

Die Trends wandeln sich in China blitzschnell. Vor ein paar Jahren konnte der Geländewagen gar nicht groß genug sein, um damit auf den oft sechsspurigen Stadtautobahnen zu protzen. Und jetzt? Fährt man wieder mit dem Fahrrad. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern ein neuer Trend bei den chinesischen Bobos, die sich ein Auto natürlich weiterhin leisten werden.

Und weil die Chinesen immer und überall ein Geschäft wittern, ist die Zahl der Mietfahrrad-Anbieter innerhalb weniger Monate so unkontrolliert in die Höhe geschnellt, dass die Behörden im Moment gar nicht mehr wissen, wohin mit den vielen Fahrrädern. Die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass sich die großen Städte jetzt überlegen, strengere Vorschriften für die Betreiber der Verleihdienste zu erlassen.

Bike-Sharing boomt gerade so stark, dass Fußgänger kaum noch über die Gehsteige gehen können, weil jedes Fleckchen zum Fahrradparkplatz umfunktioniert wird.

Die chinesischen Bike-Sharing-Marktführer Ofo und Mobike sammelten bereits umgerechnet hunderte Millionen Euro an Risikokapital ein. Doch im Rennen um Marktanteile haben viele Anbieter immer mehr Räder auf die Straßengebracht, dass es schon wieder zur Belastung wird.

In den Millionenmetropolen Schanghai und Tianjin gelten ab Oktober neue Rad-Vorschriften: Die Verleiher von Mietfahrrädern werden dazu verpflichtet, eine Lebensdauer von drei Jahren für die Räder zu garantieren. Außerdem müssen sie für je 200 Räder einen Mitarbeiter anstellen, der für die Wartung und Reparaturen zuständig ist. Denn derzeit sind viele Räder nach mehrmaligem Gebrauch regelrechte Fahrradleichen, die einfach irgendwo liegen blieben und nicht entsorgt werden.

Zu viele Miträder

In Schanghai gibt es bereits eine Million Mietfahrräder – doppelt so viele wie in der Stadt benötigt würden. Die Nutzer haben eine eigene App und checken sich ihr Rad übers Smartphone. Die Beschwerden über diese rotzfrechen Typen, die über Gehsteige brettern und kein Halten kennen, nehmen zu. Vor allem ältere Chinesen verbinden mit dem Fahrrad ja noch eine Zeit, als sie nichts hatten und richtig arm waren.

Die Konflikte sind also bereits vorprogrammiert. Hier die stolzen SUV-Fahrer, für die das Auto absoluten Vorrang hat und da die immer umweltbewussteren jungen Menschen in den Städten, die sich die Straßen gerade zurückerobern wollen und sich nach westlichem Vorbild ihre Bobo-Zonen einrichten.

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