Chefwechsel: Wie Kogler die Grünen und die Grünen ihn veränderten

Was Werner Kogler für die Grünen getan hat, ist parteiintern Legende: Als die Partei im Herbst 2017 aus dem Nationalrat geflogen ist, tourte er als One-Man-Show quer durchs Land, rief frustrierten Parteifreunden zu, sie sollten „rudern statt sudern“, stellte eine Gruppe junger Reformwilliger in den Vordergrund und wandte im Hintergrund bei fünf Millionen Euro Schulden einen drohenden Konkurs ab.
Das alles mit Unterstützung der Länder, klarerweise, aber Heldengeschichten sind bekanntlich selten genau.
Schon 2019 feierten die „Ökos“, die zunehmend einen pragmatischeren Kurs eingeschlagen hatten, mit Kogler als Spitzenkandidat bei der EU-Wahl ihren ersten Erfolg, wenige Monate später kamen sie mit einem Ergebnis von 13,9 Prozent zurück in den Nationalrat und erstmals in die Bundesregierung.
Desaster
Nach dem Abgang von Eva Glawischnig kam die Partei kurz vor der Wahl 2017 ins Trudeln – und flog dann mit einem Ergebnis von 3,8 Prozent aus dem Nationalrat.
Comeback
Werner Kogler wurde Parteichef, kandidierte 2019 bei der EU-Wahl (14,1 Prozent) und bei der Nationalratswahl (13,9) als Spitzenkandidat und bildete mit der ÖVP eine Regierung.
Rückschlag
Bei der Wahl 2024 kamen die Grünen auf 8,2 Prozent und sind jetzt in der Opposition.
Die Regierungsarbeit war eine Zeit, in der die Grünen aus dem Vollen geschöpft haben, Kogler habe persönlich aber einen hohen Preis bezahlt, heißt es aus seinem Umfeld: Der Steirer habe es immer geliebt, den Menschen die Welt zu erklären, zu diskutieren, abzuwägen – und ja, auch zu streiten.
Als Vizekanzler habe er das auf ein (für seine Verhältnisse) Minimum beschränken müssen. Da waren Entschlossenheit im Handeln und Diplomatie im Reden gefragt. Erst recht, wenn man es mit einem Koalitionspartner wie der ÖVP zu tun hat.

Einfaches Dasein
Der 63-Jährige freue sich auf sein Dasein als einfacher Abgeordneter im Nationalrat, heißt es. Jetzt könne er wieder ganz er selbst sein. Auch, weil der Kalender nicht mehr sein komplettes Leben diktiert.
An Leonore Gewessler, die sich am Sonntag beim Bundeskongress in Wien der Wahl zur Bundessprecherin stellt, übergibt er eine Partei, die zuletzt de facto nur noch als Regierungsfraktion existiert hat, wird in den Ländern moniert.
Von ihr wird erwartet, dass sie das grüne Profil wieder schärft und in der neuen Rolle als Oppositionspartei eine Marschrichtung vorgibt – auch abseits des Klimathemas.
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