Mitten in der Schlange steht die gebürtige Deutsche Katrin Hülsenberg mit Tochter Lana mit kleinen Union-Jack-Hüten auf dem blauen Haarreifen. Sie haben die Nacht vor der Krönung im Zelt an The Mall verbracht und direkten Blick auf die Königsprozession gehabt. Der schönste Moment? „Als die goldene Kutsche vorbeigefahren ist“, sagt Lana und strahlt. Am Sonntag wird durch London gepilgert und auf die Krönung angestoßen – wie es so viele machen.
Dafür gibt dieses Wochenende ausreichend Möglichkeiten. Bis Montag (der ja zum Feiertag erklärt wurde) werden im ganzen Land mehr als 67.000 Coronation Lunches und Straßenfeste abgehalten: in Parks, im Pfarrhof, in Seitengassen.
Feiern mit Stil
Der Franzose Alex sitzt auf roter Picknickdecke. Neben ihm Sandwichs in Dreiecksform, in der Hand ein Glas Sekt mit Kronen-Stäbchen. „So ein Event muss mit Stil gefeiert werden“. Er ist für die Krönung extra aus Paris angereist. Angestoßen wird bei der Gartenparty mit aromatischem „King Charles Visits Mexico“-Cocktail oder feinem englischen Sekt von Rotbuch. Die Hunderten klappbaren Strandsessel vor der Leinwand, die am Abend das Konzert aus Windsor übertragen, füllen sich am frühen Nachmittag stetig; während sich vor dem blumenumrankten Eingangstor die nächste Schlange bildet.
Für ein weitaus kleineres Publikum – nämlich eigentlich nur für die Anrainer der umliegenden Häuser – war die Straßenparty im Bezirk Marylebone vorgesehen. Doch immer wieder treten ein paar Neugierige Passanten heran; angelockt vom Gelächter um die festlich dekorierten Tische, werden mit energischem Winken nähergeholt und mit Lamb-Fleischlaibchen oder Brownie versorgt. Barkeeper Andrew schenkt den selbst gemachten Punsch in den Plastikbecher – hergestellt mit Rum aus allen Commonwealth Ländern. Und das einzige Auto, das vor Partybeginn nicht aus der Gasse gefahren wurde, wurde kurzerhand mit Union-Jack-Wimpeln arrangiert. „Es ist das erste Mal, dass wir so etwas organisiert haben“, sagt Rachel Smith. „Aber hat doch ganz gut geklappt, oder?“
Einen König Charles aus Zucker hat man zumindest in die Schokoladentorte gesteckt, bei der Party in einem Park im eher linksliberalen Bezirk Camden . „Royalisten, sind hier wohl die allerwenigsten“, meint Crystal, die das Ganze von der Torte bis zur Bowle organisiert hat, „aber gegen den grünen Charles haben wir grundsätzlich nichts.“ Vor allem wenn er wie an diesem Wochenende einen Grund zum gemeinsam Feiern liefert, in einem Park, in dem sich - da sind sich hier alle einig - „viel öfter alle Nachbarn treffen sollten. Und Helferin Lucy bringt es dann auf den Punkt: „Ist doch eine Super-Ausrede, so eine Krönung, um gemeinsam zu feiern.“
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