Neben ihr hebt ein Vater seinen Sohn in die Höhe, um ihm bessere Sicht auf die goldene Kutsche zu ermöglichen, die, gezogen von weißen Hengsten, in Richtung Westminster Abbey rollt.
Seit den Morgenstunden sind Neugierige ins Londoner Zentrum geströmt, wurden von den Tausenden Aufpassern in neonfarbenen Jacken zu den Zuseherrängen geleitet, während Verkäufer die letzten Souvenirs zu hohen Preisen anbrachten.
„Stolz, Britin zu sein“
Die meisten Gäste haben sich jedoch im Vorfeld mit rot-weiß-blauen Accessoires eingedeckt: Die Menge ist gespickt mit Union-Jack-Fahnen, -Brillen oder -Kleidern. Wendy Reeves aus Surrey hat sich für eine etwas ungewöhnliche Variante entschieden: Während sie ihre Camilla-Papiermaske trägt, setzt sie Ehemann Dave nicht nur eine Charles-Maske auf – sondern auch einen Haarreifen mit abstehenden Ohren.
Es sei als Zeichen der Zuneigung zu sehen, lacht sie: „Wir finden Charles und Camilla großartig.“ Das Event konnten sie sich also nicht entgehen lassen. „Es macht mich stolz, Britin zu sein.“
Die gleichen Worte findet auch Jacky Pearse aus Middlesbrough, die nicht nur einen Union-Jack-Hut trägt, sondern ihren Prosecco auch mit einem rot-weiß-blauen Strohhalm schlürft. „Es ist schön, an etwas glauben zu können.“
"Not my King"
Doch nicht nur royale Fans sind gekommen. Anhänger der Anti-Monarchie-Gruppe Republic fanden sich bei Trafalgar Square ein. Doch bereits beim Ausladen ihrer „Not my King“-Plakate war es zu Zwischenfällen gekommen. Mehrere Aktivisten wurden festgenommen.
Die Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen jene angekündigt, die die Krönung stören könnten. Unterstützer der Organisation werfen der Polizei deshalb Unterdrückung der Meinungsfreiheit vor.
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Unterdessen nimmt die Zeremonie in der Abbey ihren Lauf. Trotz stärker werdenden Regens harren die Fans vor den Leinwänden im Green oder Hyde Park aus. „Es war elektrisierend“, sagt der Student Shaun wenige Minuten, nachdem Charles die Krone aufgesetzt bekam und das Menschenmeer im Chor mit den Gästen in Westminster „God Save the King!“ rief.
Jubel vor dem Balkon
Regenschirme füllen Zentral-London wenig später, als Hunderte Besucher versuchen, Zugang zur Parade zu ergattern. „Gibt es irgendeinen Weg zum Palast?“, fragen Gäste im Minutentakt die zwei Polizisten, die bei „The Queen’s Chapel“ stationiert sind. Jene Fans, die es an die Absperrungen geschafft haben, dürfen angeführt von Offizieren The Mall hinunter spazieren.
Um halb drei bricht die Menge ein letztes Mal in frenetischen Jubel aus, als König Charles und Königin Camilla mit ihrer Familie auf den Balkon treten. „Hip Hip Hurray!“ hallt es, bis der Himmel dröhnt und Camilla nach oben zeigt. „Ich glaube, da kommen sie“, scheint sie zu sagen. Dann setzt die Fliegerstaffel Red Arrows ein letztes rot-weiß-blaues Zeichen über den Palast.
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