Bund zahlt neun Millionen an Privatuni für 75 Ärzte

Paracelsus Universität Salzburg
Studiengebühr bleibt. 14.700 € pro Jahr fällig.

Die Bundesregierung kauft bei der privaten Paracelsus-Medizin-Universität (PMU) in Salzburg und Nürnberg (Bayern) 75 Studienplätze und zahlt dafür neun Millionen Euro, berichtete das Ö1-Morgenjournal.

Drei Jahre lang sollen jeweils 25 zusätzliche Studienanfängerplätze zu den 50 vorhandenen angeboten werden. Die Studenten auf den vom Bund gekauften Plätzen müssen allerdings, wie alle anderen auch, Studiengebühren in Höhe von 14.700 Euro pro Jahr zahlen. Die Ausbildung an der PMU dauert nur fünf Jahre, statt sechs Jahren an einer öffentlichen Uni, ohne Stipendium kostet ein Studium zum "Dr.med." also 73.500 Euro.

Begründet wird das Vorgehen vom Ministerium mit dem drohenden Medizinermangel. Ab 2024/2025 würden laut Prognosen 2800 Stellen nicht nachbesetzt werden können.

Der Rektor der Medizin-Uni Wien, Markus Müller, ist erzürnt über das Vorgehen des Ministeriums und erhebt den Vorwurf der Quersubventionierung der privaten Universität. "Mit uns hat niemand gesprochen oder gefragt, ob wir mehr Anfängerplätze zur Verfügung stellen können. Wir haben davon zufällig erfahren", sagt er im KURIER-Gespräch. Auch der drohende Ärztemangel sei kein Argument, so Müller. "Wie sollen da 75 zusätzliche Jungärzte helfen?"

Derzeit gibt es insgesamt 1621 Studienplätze an den drei Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck. In Linz ist derzeit ein Medizin-Studium im Aufbau mit 120 Anfänger-Studienplätzen. Noch werden diese aber in Graz untergebracht.

Und es gibt drei Privat-Medizin-Unis, in Wien, Krems und eben Salzburg, die für hohe Studiengebühren Ärzte ausbilden.

Lukratives Ausland

Das eigentliche Problem liegt aber nicht in der Ausbildung, sondern an den Arbeitsbedingungen: Rund ein Drittel verlassen Österreich nach dem abgeschlossenen Studium, vor allem Richtung Deutschland und Schweiz. Die Anfangsgehälter seien zwar inzwischen an jene in Deutschland angeglichen worden, in der Schweiz, sagt Rektor Müller, würde man aber rund ein Drittel mehr bezahlen.

Auch der Rektor der Universität Linz, Meinhard Lukas, hält nichts von dem Vorgehen des Wissenschaftsministeriums. Die zusätzlichen 25 Ausbildungsplätze allein würden den Ärztebedarf jedenfalls nicht decken: "Die 25 Plätze haben ja keinen sehr hohen Wirkungsgrad, selbst wenn alle in Österreich bleiben."

Laut Ministerium sei die PMU angehalten darauf zu achten, dass die fertigen Mediziner in Österreich bleiben. Rektor Herbert Resch bestätigt das gegenüber dem KURIER, gibt aber zu: "Zwingen können wir niemanden."

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