Keine zusätzlichen Impfdosen für Österreich?

Keine zusätzlichen Impfdosen für Österreich?
Laut eines Medienberichts soll Kanzler Kurz für Kritik an Brüssel „bestraft“ werden. Der EU-Gipfel verspricht Brisanz.

Mit zehn Millionen zusätzlichen Impfdosen soll das derzeit herrschende Ungleichgewicht bei der Impfstoffverteilung in den EU-Staaten ausgeglichen werden. So weit – so viel Einigkeit in Brüssel. Doch die Financial Times sorgte gestern mit einem Bericht für Aufregung: Demnach soll ein EU-Diplomat gesagt haben, dass „Kurz keine zusätzlichen Dosen erhalten wird“. 

Nach der eigentlich geltenden Aufteilung per  Bevölkerungsschlüssel müsste Österreich rund 200.000 zusätzliche Dosen erhalten. Sie entsprechen jenem Anteil von zwei Prozent, die Österreicher an  der EU-Bevölkerung stellen. Hoffnungen wurden in Wien sogar laut, dass es fast 400.000 Dosen werden könnten.
Dass es aber ganz anders kommen könnte, führt die Financial  Times nun darauf zurück, dass Österreichs Kanzler sich mit seinem jüngsten Vorstoß eine Art Retourkutsche eingehandelt haben könnte.

Seine Beschwerde über einen „Basar-Tisch“ beim EU-Lenkungsausschuss für die Impfstoffe stieß einigen EU-Ländern übel auf. Und auch das Drängen auf einen „Korrekturmechanismus“ bei der Impfstoffverteilung fand nicht überall Gefallen. Denn die EU-Staaten hatten selbst die Möglichkeit gehabt, ihre Impfstoffe zu wählen.

Schieflage bei Impfstoffen

Durch die massiven Lieferschwierigkeiten beim Hersteller Astra Zeneca kam es aber zu Verzerrungen bei der Impfstoffauslieferung in Europa. „Wer schlecht verhandelt hat, ist selber schuld“, war in Brüssel von mehreren EU-Diplomaten zu hören.

Im Bundeskanzleramt in Wien aber weist man die Darstellung der britischen Zeitung zurück. „Wir arbeiten an einer Lösung, die für alle Mitgliedsstaaten akzeptabel ist“, heißt es gegenüber dem KURIER. Und am Ende des Tages müsse es eine Lösung sein, die die Ungleichheit bei der Impfsoffverteilung ausgleicht.

Nach derzeitigem Stand haben 18 EU-Mitgliedsstaaten weniger Impfstoff-Dosen erhalten als sie laut Plan sollten (Österreich liegt übrigens im oberen Mittelfeld). Fünf EU-Staaten, darunter vor allem Bulgarien und Lettland, sind besonders weit ins Hintertreffen geraten. „Wir sind der EU-Kommission dankbar bei der Suche nach einer Lösung“, heißt es dazu weiter aus Wien.

Null Dosen: unwahrscheinlich

Dass Österreich  aus der zusätzlichen Menge der zehn Millionen Pfizer-Biontech-Dosen nichts erhalten soll, gilt als unwahrscheinlich. Denn die Verhandlungen über die Verteilung laufen noch, beim EU-Video-Gipfel am Donnerstag und Freitag wird ebenfalls darüber diskutiert werden. Mehrere Vorschläge liegen auf dem Tisch.

Letztlich muss die Entscheidung unter den 27 EU-Mitgliedsstaaten einstimmig fallen. Dass Österreich dafür stimmt, nichts zu erhalten, darf als ausgeschlossen gelten. Ein Szenario, wie es in der Financial Times kolportiert wird, ist deshalb unrealistisch.

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