Brasilien: "Wenn es so sein soll, sterbe ich lieber hier"

Brasilien: "Wenn es so sein soll, sterbe ich lieber hier"
Warum ein Österreicher in Brasilien bleibt.

In unserer neuen Serie "E-Mail aus..." berichten Österreicherinnen und Österreicher aus aller Welt davon, wie sie die Corona-Krise wahrnehmen.

Obwohl ich hier in dem verschlafenen Fischerdorf Cumuruxatiba im Süden des brasilianischen Bundesstaates Bahia wohne, haben auch wir dieselben Corona-Schutzmaßnahmen wie in Österreich: Alle Touristen mussten sich registrieren lassen oder sofort abreisen. Risikopersonen wie ich mit meinen 65 Jahren dürfen nicht mehr außer Haus gehen und werden von Jüngeren mit Einkäufen versorgt. Schulen sind geschlossen, Supermärkte haben ein Lieferservice eingerichtet. Die einzige Zufahrtsstraße ist an beiden Enden des Ortes abgeriegelt.

Der letzte Besuch

Ich hatte noch am 8. März

Besuch aus meiner Heimat Österreich. Nach einer Woche in Bahias Hauptstadt Salvador sind wir am 13. März nach Cumuruxatiba gekommen, und tags darauf hat man dann bei euch dichtgemacht, und allen Österreichern wurde dringend empfohlen nach Hause zu fliegen.

Doch inzwischen waren auch hier alle Flugzeuge schon am Boden. Meine Gäste mussten von Salvador nach São Paulo und dann mit einem deutschen Flieger weiter ins bayerische Memmingen fliegen und dort mit dem Taxi nach Österreich fahren. Insgesamt waren sie fünf Tage lang unterwegs.

Ich wollte nicht mitfliegen nach Europa: Da gab es das Chaos auf den Flughäfen, mein Reisebüro hier war schon geschlossen, und die Begegnung mit Hunderten Personen auf den Airports sowie in der Kabine war mir zu riskant.

Riskantes Reisechaos

Meine Gäste haben mich zwar gedrängt, mitzukommen, aber ich wollte das partout nicht – und gut war es: Mein Besucher, ebenfalls eine Risikoperson, ist jetzt positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch meine Tochter hat mich gedrängt, Brasilien zu verlassen. Aber ich habe alles abgewogen und kam zu dem Schluss: Wenn es so sein soll, sterbe ich lieber hier, als dass ich mir das beschwerliche und riskante Reisechaos antue.

Zumal der Ort ja sehr beschaulich und noch Corona-frei ist. Ich glaube, ich warte hier, bis ihr in Österreich alle immun seid, oder besser gesagt: Eigentlich weiß ich nicht, wie das weitergehen soll.

Der Vorarlberger Pensionist Herbert Moosmann, 65, lebt seit 15 Jahren in dem kleinen Küstendorf Cumuruxatiba im äußersten Süden des brasilianischen Bundesstaates Bahia etwa auf halbem Weg zwischen Rio de Janeiro und Salvador.

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