Boris Johnson ignoriert Schwächeanfall von Polizeischülerin

In Wakefield tappte Johnson wieder mal in ein Fettnäpfchen.
Missglückter Auftritt in Wakefield: Der britische Premier lässt nicht nur in der großen Politik Gespür vermissen.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat bei einem Auftritt an einer Polizeischule Sensibilität vermissen lassen. Der für seine Schnoddrigkeit berüchtigte Regierungschef sprach am Donnerstag an einer Akademie in Wakefield, als hinter ihm eine Kadettin, die zuvor mit ihren Kollegen mehr als eine Stunde in Reih und Glied auf Johnson gewartet hatte, einen Schwächeanfall erlitt und zu Boden ging.

Johnson drehte sich um und fragte: "Geht es Ihnen gut?" Ohne sich dann weiter um die junge Frau zu kümmern, wandte er sich wieder zum Publikum und sagte: "Alles in Ordnung, tut mir leid, ich denke, das ist ein Zeichen für mich, zum Ende zu kommen." Stattdessen aber redete der Premierminister ungerührt weiter, beantwortete Fragen zum Brexit und als er schließlich seinen Auftritt beendete, hatte sich die Kadettin von allein wieder berappelt und war aufgestanden.

Labour-Abgeordnete empört

Das wenig einfühlsame Auftreten des Premiers sorgte bei seinen Gegnern für empörte Reaktionen. "Johnson hat die Schüler im Stehen warten lassen, und - wenig überraschend - eine von ihnen scheint in Ohnmacht gefallen zu sein", sagte die innenpolitische Sprecherin der oppositionellen Labour-Party, Diane Abbott. "Er hat gesehen, was da passiert ist, und hat es ignoriert. Das besagt alles, was man über diesen Mann wissen muss - und wie wichtig ihm in Wahrheit der Polizeidienst ist."

Vor wenigen Tagen erlitt Johnson eine schwere politische Niederlage im britischen Unterhaus - die Parlamentarier wollen mehrheitlich einen ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens verhindern. Johnson will diesen notfalls in Kauf nehmen. Nun hofft der Tory-Chef auf Neuwahlen und will so die verlorene Parlamentsmehrheit zurückholen. Doch auch für einen raschen Termin ist eine Mehrheit ungewiss.

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