Bolivien: Blockaden, brennende Häuser und Demos mit Toten

Selbst Polizisten feierten den Abgang von Präsident Morales ins Exil  
Nach der Flucht von Evo Morales: Die zwei Polit-Lager in unversöhnlicher Front-Stellung – der Andenstaat versinkt im Chaos.

Evo Tyrann“ haben die Gegner des Ex-Präsidenten Evo Morales auf die blaue Mauer des Hauses gemalt. Hier im Zentrum der heimlichen Hauptstadt Boliviens, Santa Cruz de la Sierra, war einmal die Wahlkampfzentrale der sozialistischen Regierungspartei MAS untergebracht. Bis Gegner der Regierung kamen und versuchten, das Haus anzuzünden. Inzwischen ist es leergeräumt, kaputte Lampen hängen von der Decke, vor dem Gebäude liegen verkohlte Balken. Die tropische Hitze tut ihr Übriges: Kakerlaken laufen über die Fußböden, Fliegen kümmern sich um einen Haufen Erbrochenes.

Erzkatholik als Morales-Gegenspieler

Die Zerstörer kamen, als die Vorwürfe des Wahlbetruges gegen den früheren Präsidenten immer lauter wurden. Den 20. Oktober und den Tag danach werden sie hier in Santa Cruz, einer Oppositionshochburg, nicht vergessen. Zuerst brach Jubel aus, als die Wahlbehörde eine Stichwahl in Aussicht stellte. Doch dann stoppte die Auszählung, kein Strom, kein Internet. Am nächsten Tag lag plötzlich Evo Morales vorne, der sich schon am Abend zuvor zum Sieger im ersten Durchgang erklärt hatte.

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