Anruf in Moskau: US-Außenminister fordert Freilassung eines Reporters
Es ist keine alltägliche Geste, dass ein US-Außenminister selbst zum Hörer greift, um seinen Amtskollegen in Moskau anzurufen. Antony Blinken hat am Sonntag in einem seltenen direkten Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow die sofortige Freilassung eines inhaftierten amerikanischen Journalisten verlangt.
Laut US-Außenministerium hat Blinken die „große Besorgnis“ der US-Regierung über die inakzeptable Inhaftierung des amerikanischen Reporters übermittelt und dessen unverzügliche Freilassung gefordert.
Seit dem rusisschen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind Telefonate der beiden Außenminister rar geworden.
Moskau empört
Das russische Außenministerium teilte nach dem Gespräch mit, Lawrow habe Blinken aufgefordert, die Entscheidungen der russischen Behörden zu respektieren, die in Übereinstimmung mit der Gesetzgebung und den internationalen Verpflichtungen Russlands stünden. Das Gericht entscheide über das weitere Schicksal des Reporters, sagte Lawrow. Es sei außerdem inakzeptabel, dass Offizielle in Washington und westliche Medien Druck machten mit der Absicht, dem Fall einen politischen Anstrich zu geben, hieß es weiter aus Moskau.
Wegen Spionage
Wegen angeblicher Spionage für die USA hatte ein Gericht in Moskau am Donnerstag Haftbefehl gegen den amerikanischen Reporter Evan Gershkovich erlassen.Der wurde daraufhin in Jekaterinenburg im Ural verhaftet. Er soll dort einen russischen Rüstungskonzern ausspioniert haben. Der Journalist des „Wall Street Journals“ hatte auch zu Russlands Krieg gegen die Ukraine recherchiert. Er sei zunächst bis 29. Mai in Untersuchungshaft, teilte das Gericht mit. Gershkovich drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft.
Das „Wall Street Journal“ wies die Vorwürfe gegen seinen Mitarbeiter zurück. Das Weiße Haus nannte die Spionagevorwürfe lächerlich.
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