Rote Khmer: Völkermordtribunal schmettert Berufung ab

Die Anführer des Pol Pot-Regimes bleiben weiterhin in Haft. Die Roten Khmer wollten zwischen 1975 und 1979 eine maoistische Bauerngesellschaft verwirklichen.

Zwei 90 und 85 Jahre alte Drahtzieher des Rote-Khmer-Regimes in Kambodscha aus den 70er-Jahren bleiben lebenslang in Haft. Das Völkermordtribunal nahe der Hauptstadt Phnom Penh verwarf am Mittwoch ihre Berufung.

Der Ältere, Nuon Chea, einst Stellvertreter des Regimeführers Pol Pot, und Khieu Samphan, Staatspräsident der Roten Khmer, waren im August 2014 in mehreren Fällen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden. Das Tribunal hob zwar eine Verurteilung auf, jedoch änderte das nichts an der Haftstrafe, wie es mitteilte.

Regime wurde paranoid

Die Roten Khmer wollten zwischen 1975 und 79 eine maoistische Bauerngesellschaft verwirklichen. Sie trieben die Stadtbevölkerung aufs Land, schafften Geld und Schulen ab und zwangen alle Menschen auf die Felder. Das Regime wurde schnell paranoid und sah in Tausenden einstigen Anhängern plötzlich Verräter. Durch Hungersnöte, Zwangsarbeit, Folter und Ermordungen kamen in dem kleinen südostasiatischen Land nach Schätzungen mindestens 1,7 Millionen Menschen um - mindestens 20 Prozent der Bevölkerung.

Die Berufungsrichter hielten fest, dass den beiden Angeklagten die Ermordung von 250 Soldaten des Vorgängerregimes - anders als im ersten Urteil - mangels Beweisen nicht angelastet werden könne. Beide stehen aber wegen anderer Anklagen weiter vor Gericht: etwa wegen Völkermords an ethnischen Minderheiten, Zwangsverheiratungen und der Misshandlung von Buddhisten.

Jahrelang im Bürgerkrieg versunken

Nuon Chea und Khieu Samphan sind die einzigen Überlebenden aus der Führungsriege der Roten Khmer. Die ursprünglich ebenfalls angeklagten Ieng Sary und Ieng Thirith waren während der Verfahren gestorben. Die Aufarbeitung der Verbrechen dauerte so lange, weil Kambodscha nach dem Ende der Roten Khmer erst jahrelang im Bürgerkrieg versank. Anschließend rang die Regierung des seit 1985 herrschenden ehemaligen Roten Khmer Hun Sen jahrelang mit den Vereinten Nationen um die Statuten für das Tribunal. Die erste Anklage erfolgte 2007.

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