Bandenkriminalität in Schweden: Explosionen und Schüsse in Stockholm

Bandenkriminalität in Schweden: Explosionen und Schüsse in Stockholm
In den vergangenen Nächten kam es immer wieder zu Schusswechseln. Im Vorjahr verzeichnete das Land einen traurigen Rekord tödlicher Schusswaffengewalt.

Nach einem traurigen Rekord bei tödlicher Schusswaffengewalt im vergangenen Jahr erlebt Schweden erneut eine Welle der Gewalt. In der Hauptstadt Stockholm kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu nächtlichen Schüssen und vorsätzlich herbeigeführten Explosionen.

Seit Jahresbeginn sind Medienberichten zufolge schon neun Sprengsätze detoniert: Am frühen Mittwochmorgen explodierte ein Sprengsatz im Nordwesten der schwedischen Hauptstadt vor ei­nem Geschäftsgebäude, am Dienstag kam es zu einer Explosion im zentralen Stadtteil Södermalm vor einem Restaurant.

In der zweiten Nacht in Folge wurde im Stockholmer Randbezirk Farsta Freitag früh eine Wohnung beschossen, ohne dass jemand verletzt wurde. Wenige Stunden zuvor war in einem Treppenhaus in Årsta - ebenfalls im Süden von Stockholm - eine Sprengladung explodiert. Nach Angaben der Zeitung Aftonbladet wurden Reste einer Handgranate gefunden. Verletzt wurde auch hier niemand. Festnahmen gab es nicht.

Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet. Schweden ringt seit einigen Jahren mit einer um sich greifenden Bandenkriminalität, die sich immer wieder in Schüssen und Explosionen zeigt. 2022 kam es in dem EU-Land zu 388 Schusswaffenvorfällen. 61 Menschen starben dabei. Explosionen gab es im Vorjahr 90 in ganz Schweden, da­runter allein 31 in der Region Stockholm. 

Konflikt um Drogenmarkt

In Stockholm nahmen die Schüsse und Detonationen seit Weihnachten spürbar zu. Die Hintergründe dieser Taten werden unter anderem in einem Konflikt um den Drogenmarkt in der Stadt Sundsvall knapp 400 Kilometer weiter nördlich vermutet. Dem Rundfunksender SVT und dem Aftonbladet zufolge hat dort ein 24-Jähriger mit einem kriminellen Netzwerk das Sagen, doch ein berüchtigter 36-Jähriger und sein Umfeld wollen ihm diese Position streitig machen. Mehrere der Taten sollen sich demnach gegen Angehörige der beiden Hauptakteure in diesem Konflikt richten.

Bandenkriminalität in Schweden: Explosionen und Schüsse in Stockholm

Archivfoto: Schweden kämpft gegen Gewaltverbrechen, macht dafür Bandenkriminalität verantwortlich.

Laut der Zeitung Svenska Dagbladet blieben zuletzt 90 Prozent aller Sprengstoffvorfälle unaufgeklärt.

Regierung will durchgreifen

Die Regierung von Ministerpräsident Ulf Kristersson, die von den rechtspopulistischen Schwedendemokraten to­leriert wird, hat Bandenkriminalität als Schwedens größtes Problem be­zeichnet und einen Paradigmenwechsel ver­sprochen. In einem umstrittenen Maßnahmenpaket kündigte sie die Prüfung verschiedener Vorhaben zum Kampf gegen Bandenkrimina­lität an, darunter doppelte Strafen für Bandenmitglieder, Abschiebungen der­selben auch ohne dass sie sich Verbrechen zu­schulden haben kommen lassen, weiterhin die Abschaffung der Strafminderung für Menschen unter 18 Jahren. Die Pläne wurden von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert.

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