Aus Versehen: Russischer Kampfjet beschießt russische Großstadt

Aus Versehen: Russischer Kampfjet beschießt russische Großstadt
In Kiew musste die Ukraine unterdessen wieder zahlreiche nächtliche Drohnenangriffe abwehren.

Eine schwere Explosion hat die russische Großstadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine am Donnerstagabend erschüttert.

"Auf der Kreuzung einer der Hauptstraßen hat sich ein riesiger Krater mit einem Radius von 20 Metern gebildet", teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, mit. 

Weiters in diesem Artikel:

  • Nächtliche Drohnenangriffe in Kiew
  • Schlamm-Schlacht
  • Selenskij fordert Einladung zu Nato-Beitritt

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Wie sich später herausstellte, war ein russischer Kampfjet dafür verantwortlich. Ein russisches Kampfflugzeug habe über der Stadt eine Bombe verloren, räumte das Verteidigungsministerium in Moskau erst ein.

Dann war von einem ungeplanten Abschuss von Bordmunition die Rede: „Am 20. April 2023 gegen 22:15 Moskauer Zeit (21:15 Uhr MEZ) ist es beim Flug eines Su-34-Flugzeugs der Luftwaffe über der Stadt Belgorod zu einem ungeplanten Abschuss von Bordmunition gekommen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

Untersuchungen laufen demnach.

In umliegenden Wohnblöcken seien durch die Explosion Scheiben zu Bruch gegangen, hieß es. Laut Gladkow wurden die Bewohner für die Nacht entweder bei Bekannten oder Verwandten bzw. im Hotel untergebracht. Es werde geprüft, ob tragende Wände in den Gebäuden beschädigt worden seien. Mehrere Autos seien schwer beschädigt und Strommasten gekappt.

Drei Personen wurden verletzt, wobei keine davon in Lebensgefahr schweben soll.

Aus Versehen: Russischer Kampfjet beschießt russische Großstadt

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Aus Versehen: Russischer Kampfjet beschießt russische Großstadt

Aus Versehen: Russischer Kampfjet beschießt russische Großstadt

Aus Versehen: Russischer Kampfjet beschießt russische Großstadt

Mehr als ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gerieten zuletzt auch immer stärker russische Grenzregionen unter Beschuss.

Dem Gouverneur zufolge kamen durch solchen Beschuss seit Kriegsbeginn 30 Zivilisten aus der Region Belgorod ums Leben. Angriffe gegen die Ukraine werden teils auch von Belgorod aus gestartet.

Nächtliche Drohnenangriffe

Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew erneut mit Kampfdrohnen angegriffen.

Acht der landesweit insgesamt zehn Angriffe hätten in der Nacht zum Freitag abgewehrt werden können, teilte der ukrainische Generalstab auf Facebook mit.

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Erstmals seit knapp einem Monat hätten russische Drohnen auch wieder die Hauptstadt Kiew beschossen. Zwischenzeitlich war nachts in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst worden. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.

Seit dem vergangenen Herbst setzt Moskau bei seinen Angriffen verstärkt Kampfdrohnen iranischer Bauart ein.

Schlamm-Schlacht

Russische Online-Medien überbewerten nach Einschätzung britischer Militärexperten absichtlich die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit für die erwartete ukrainische Gegenoffensive.

Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine am Freitag hervor.

Demnach verlangsamt Schlamm militärische Einsätze auf beiden Seiten. Die Auswirkung auf die ukrainische Offensive werde von russischer Seite aber überbewertet, um die eigene Moral zu heben, so die Briten. „Die Bodenbeschaffenheit dürften sich in den kommenden Wochen verbessern“, hieß es weiter.

Eine größere Einschränkung für die Manövrierbarkeit abseits von Straßen dürfte demnach die Gefahr durch Landminen sein.

Selenskij fordert Einladung zu Nato-Beitritt

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat die NATO aufgefordert, auf ihrem Gipfel im Juli den Weg zur Aufnahme seines Landes ins westliche Militärbündnis freizumachen. Weder in der Ukraine noch in Europa noch in der NATO würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, wenn Kiew keine "wohlverdiente Einladung" erhielte, sagte Selenskij am Donnerstagabend in seiner täglichen Videoansprache.

Zuvor hatte er NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew empfangen.

Bei dem Treffen sei es nicht nur um die Verteidigung der Ukraine, sondern um die "Verteidigung der gesamten regelbasierten internationalen Ordnung und den Schutz des Lebens" gegangen, sagte der Präsident. Kaum jemand trage derzeit mehr zur euroatlantischen Sicherheit bei als die ukrainischen Soldaten.

Kiew habe daher "alles getan, um sicherzustellen, dass unsere Anfrage erfüllt wird". Gegen eine Aufnahme der Ukraine gibt es bei mehreren Mitgliedern der Allianz Bedenken.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg versprach der Ukraine hingegen bei seinem überraschenden Besuch in Kiew weitere Unterstützung bei ihren Bemühungen um einen Beitritt zum Militärbündnis.

"Der Ukraine steht ein Platz in der NATO zu", sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskij. Mit Unterstützung der NATO werde sie diesen auch im Laufe der Zeit einnehmen können.

Stoltenberg verwies dabei auch auf ein bereits Anfang April angekündigtes Unterstützungsprogramm für den Weg zur geplanten NATO-Mitgliedschaft der Ukraine.

Die auf mehrere Jahre angelegte Initiative soll dem Land die Anpassung an Bündnisstandards erleichtern und eine nahtlose Zusammenarbeit mit der NATO ermöglichen. Es sei "ein Beleg für das langfristige Engagement der NATO in der Ukraine" sagte Stoltenberg in Kiew.

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