Auch Syriza betreibt Vetternwirtschaft in Athen

Alexis Tsipras wollte alles anders und besser machen, eigentlich
Die neue Regierung wollte dem Filz ein Ende setzen – und hievt Verwandte auf wichtige Posten.

Premierminister Alexis Tsipras wollte Schluss machen mit der Vetternwirtschaft, nun ist sein eigener Cousin Giorgos Tsipras zum Generalsekretär für internationale Wirtschaftsbeziehungen im griechischen Außenministerium ernannt worden.

Kein Einzelfall: Der Bruder der Tourismusministerin Elena Kountoura , Nikos, wurde zu ihrem politischen Berater ernannt. Laut BBC war er schon ihr Manager, als sie noch als Model arbeitete.

Die Lebensgefährtin des Justizministers, eine Jus-Professorin, wurde zur Vorsitzenden des nationalen Zentrums für öffentliche Verwaltung gemacht. Auch zwei Neffen des Innenministers Nikos Voutsis erhielten gut dotierte Posten, der eine wurde Leiter von Tsipras’ diplomatischer Abteilung, der andere ist Büroleiter des Vizepremiers Giannis Dragasakis. Auch die neue Leiterin des griechischen Rundfunkrats ist eine Verwandte: Lina Alexious Mutter, Zoi Konstantopoulou, ist Parlamentssprecherin und nach Tsipras die inoffizielle Nummer zwei von Syriza. Lina Alexiou soll mit die Versteigerung von Fernsehlizenzen 350 Millionen Euro für den Staat einnehmen.

Am Donnerstag wurde auch die Partnerin des früheren Syriza-Parteisekretärs, Dimitris Vitsas, zur Generalsekretärin im Verkehrsministerium ernannt. Von 13 neu berufenen Regionalchefs für Erziehung, die die öffentlichen Schulen beaufsichtigen, wurden elf von Syriza und zwei vom rechtspopulistischen Koalitionspartner Anel bestellt. Ihr Chef, Verteidigungsminister Panos Kammenos, hat die Tochter seiner Parteisprecherin Marina Chryssoveloni zu seiner Beraterin gemacht.

Miese Optik

In Griechenland unterscheide man eben zwischen guter und schlechter Vetternwirtschaft, spottete der bekannte Autor Apostolos Doxiadis auf Twitter: "Schlechte Vetternwirtschaft ist die der anderen." Die Konservativen, die jetzt in der Opposition sind, reiben sich die Hände. Der ehemalige Schifffahrtsminister Miltiadis Varvitsiotis hat eine lange Liste ähnlicher Personalien dem Parlament vorgelegt: Darauf finden sich auffällig viele Familienmitglieder und Parteiveteranen, die mit guten Positionen und angenehmen Einkommen bedacht wurden. Nicht einmal drei Monate nach der Wahl. "Jahrelang haben sie uns vorgeworfen, wir würden den Staat ausplündern", sagte Varvitsiotis Spiegel Online. "Sie haben versprochen, als erste Linksregierung anders zu sein. Aber ihre Taten zeigen, dass das nur Versprechen waren." Auf die Familie ist halt Verlass.

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