Was man über die Verdächtigen weiß

Said und Cherif K. waren keine Unbekannten: Sie standen auf der US-Terrorliste, der jüngere Bruder soll im Jemen gekämpft haben.

Wer sind die beiden Männer, die zwölf Menschen auf den Gewissen haben sollen und nun beim Polizeieinsatz umkamen? Die beiden Hauptverdächtigen im Attentat auf Charlie Hebdo waren keine unbeschriebenen Blätter – wie der französische Innenminister Bernard Cazeneuve am Donnerstag eingestand, sind sie sogar überwacht worden. Dabei habe es allerdings keinerlei Hinweise auf einen bevorstehenden Terrorakt gegeben - gegen die Männer habe es auch kein juristisches Verfahren gegeben.

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Jüngerer Bruder verurteilt

Die Verdächtigen sollen Verbindungen zu einer jemenitischen Terrororganisation gehabt haben. Cherif Kouchi war den Behörden seit langem bekannt: Seit er Anfang 20 war, soll er unter Beobachtung gestanden haben. Er habe lange unter dem Einfluss eines islamistischen Predigers in Paris gestanden, 2008 wurde er verurteilt, weil dabei geholfen hatte, Dschihadisten in den Irak zu schleusen.

Er ist gemeinsam mit seinem Bruder ohne Eltern in der Bretagne aufgewachsen, später habe er als Fitnesstrainer in Paris gearbeitet. Im Alter von 23 soll er versucht haben, selbst nach Syrien und in den Irak zu reisen. Seine Radikalisierung soll er selbst mit den Folterbildern aus Abu Ghraib begründet haben - und auch eine Verbindung zum Islamischen Staat wird vermutet.

Im Jemen gekämpft

Said, Cherifs älterer Bruder, war in Polizeikreisen deutlich unbekannter. Nachbarn erzählten dem Guardian, er habe zuletzt aber eine Djellaba getragen – ein langes, islamisches Gewand. Er sei praktizierender Moslem gewesen, Nachbarn beschrieben ihn aber als völlig unauffällig.

Said soll 2011 allerdings "ein paar Monate" an der Ausbildung lokaler El-Kaida-Einheiten im Jemen teilgenommen haben - er sei dort im Umgang mit Schusswaffen geschult worden, berichtete die New York Times.

Auf der US-Terrorliste

Die beiden mutmaßlichen Attentäter von Paris standen nach Angaben aus Washington als Verdächtige auf einer Terrorliste der USA. Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag, Cherif und Said Kouchi seien "seit Jahren" auf den Überwachungslisten des Landes gestanden. Sie seien dort als Terrorverdächtige geführt worden und ihre Namen seien auch auf der Flugverbotsliste gestanden, sagte der Vertreter, der anonym bleiben wollte. Damit war es den Brüdern verboten, in die USA zu fliegen.

US-Geheimdienste untersuchten derzeit, ob der El-Kaida-Ableger den Anschlag von Paris ausdrücklich angeordnet habe. Bisher gebe es aber keine Hinweise, dass die beiden Attentäter einen solchen Auftrag bekommen hätten oder einer Al-Kaida-Zelle in Frankreich angehörten. Allerdings habe ein von der AQAP herausgegebenes Propaganda-Magazin im Jemen kürzlich zu Anschlägen auf Menschen im Westen aufgerufen, die den muslimischen Glauben verunglimpften. Auch der Chef des Satiremagazins Charlie Hebdo sei ausdrücklich genannt worden.

Buttes-Chaumont-Netzwerk

Auch der Guardian hat Details über die Täter veröffentlicht. Über das Buttes-Chaumont-Netwerk waren die beiden Brüder auch mit dem dritten Verdächtigen vernetzt.

Buttes-Chaumont ist der Name eines Parks im 19. Pariser Arrondissement, der als Schaltstelle für ein Untergrundnetzwerk fungiert hat – von dort wurden junge radikalisierte Muslime von Frankreich aus in den Dschihad in den Irak geschickt. Die Brüder Said und Cherif Kouchi, die im Norden von Paris zumindest eine Person in ihrer Gewalt haben sowie Amedy Coulibaly, der sich mit seiner Freundin in Vincennes mitsamt fünf Geiseln verschanzt hat, waren Teil davon.

Der 32-jährige Coulibaly hat ein recht großes Vorstrafenregister, beginnend bei Diebstählen bis hin zu Bankraub. Ab dem Jahr 2002 soll er sich zunehmend radikalisiert haben. 2010 wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil er dem verurteilten Islamisten Smaïn Aït Ali Belkacem beim Ausbruch aus dem Gefängnis geholfen haben soll. Auch die Kouchi-Brüder sollen wegen dieses Vorfalls kurz inhaftiert gewesen sein. Als Coulibaly 2014 frühzeitig entlassen worden war, soll seine Freundin Boumeddiene vor dem Gefängnis gewartet haben.

Coulibaly soll die beiden Brüder während ihrer Inhaftierung im Fleury-Mérogis-Gefängnis kennengelernt haben, schreibt der Guardian. Sie sollen auch alle denselben Mentor gehabt haben - Djamel Beghal, der einen Anschlag auf die US-Botschaft in Paris geplant hatte und deshalb verurteilt wurde.

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