Athen will Flüchtlinge auf Festland bringen - und dann ausweisen

Frierende Flüchtlingskinder auf Lesbos (Bild vom 28. Februar).
Griechenland hat vor, neue Asylanträge nicht zu bearbeiten. Ein Kriegsschiff soll 400 Menschen von Lesbos aufs Festland holen - diese sollen danach ohne Verfahren abgeschoben werden.

Griechenland setzt seine Entscheidung in die Tat um, Asylanträge neuer Flüchtlinge nicht zu bearbeiten und sie so schnell wie möglich auszuweisen. Am Mittwoch wurde dafür auf der Insel Lesbos ein Schiff der griechischen Kriegsmarine erwartet. Es soll rund 400 ab dem 1. März angekommene Migranten an Bord nehmen, die dann zunächst an Bord bleiben.

Danach sollen sie - zu einem späteren Zeitpunkt - in ein geschlossenes Camp auf dem Festland gebracht werden. Anschließend sollen sie in ihre Herkunftsländer ausgewiesen werden. Dies bestätigte ein Offizier der Küstenwache. Auch auf anderen Inseln im Osten der Ägäis wurden die neuen Migranten zwecks Ausweisung festgehalten.

Türkische Grenzöffnung

Nach der Öffnung der türkischen Grenzen am 29. Februar hatten allein vergangenes Wochenende mehr als 900 Migranten aus der Türkei nach Lesbos, Chios und Samos sowie auf kleinere Inseln übergesetzt. Am Montag waren mehr als 600 Menschen hinzugekommen, wie das Migrationsministerium in Athen mitteilte. Wegen stürmischer Winde seien in der Nacht zum Mittwoch keine Migranten auf Lesbos angekommen, teilte ein Offizier der Küstenwache auf Lesbos mit.

Verzweifelte Lage auf Lesbos

Unbekannte verbreiten immer wieder Gerüchte, wonach Schiffe alle Migranten aus Lesbos zum Festland bringen sollen. Am Dienstagnachmittag verdrängte die Polizei Hunderte Migranten aus dem Hafen der Inselhauptstadt Mytilini. Denn sie hatten den Gerüchten geglaubt und waren mit ihren Kindern zum Hafen gekommen. Auf Lesbos leben derzeit nach Angaben des griechischen Staates mehr als 20.000 Flüchtlinge und Migranten.

Tränengas an griechischer Grenze

Unterdessen ist es am Mittwochmorgen wieder zu Unruhen an der griechisch-türkischen Grenze im Nordosten Griechenlands gekommen. Fernsehbilder zeigten von der griechischen Seite aus, wie hinter dem Grenzzaun Hunderte Menschen nach einem Durchkommen suchten. Die griechische Polizei setzte Tränengas ein.

Auch von Migranten wurden solche Geschoße über den Zaun geworden. Griechische Sicherheitskräfte hatten immer wieder gesagt, dass Migranten auf der türkischen Seite mit Tränengas ausgestattet seien. Der griechische Sender Skai berichtete, auf der türkischen Seite warteten rund 12.500 Menschen auf die Möglichkeit, die Grenze zu überwinden.

Skopje erhöht Truppenpräsenz

Wegen möglicher gesteigerter Flüchtlingsankünfte hat auch Nordmazedonien an seiner Grenze zu Griechenland die Truppenpräsenz deutlich erhöht. Die Zahl der Sicherheitskräfte sei vor zwei Tagen auf das 10- bis 15-fache gesteigert worden, heißt es aus Skopje.

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