"Arroganz und Größenwahn": Kiew ist sauer auf Deutschland

"Arroganz und Größenwahn": Kiew ist sauer auf Deutschland
Kiew möchte im Konflikt mit Russland deutsche Waffen nutzen, Berlin lehnt das ab, zum Ärger der Ukraine. Nun haben sich die Spannungen verschärft - auch, weil sich ein deutscher Marineadmiral im Ton vergriffen hat.

Inmitten schwerer Spannungen im Ukraine-Konflikt droht zwischen Berlin und Kiew ein Zerwürfnis. Entsetzt hat die Ukraine am Wochenende auf umstrittene Äußerungen des inzwischen zurückgetretenen deutschen Marine-Inspekteurs Kay-Achim Schönbach reagiert. Das Außenministerium berief deswegen Deutschlands Botschafterin in Kiew, Anka Feldhusen, ein. Auf Kritik stößt zudem das kategorische Nein der Bundesregierung zu Waffenlieferungen. „Die derzeitigen Äußerungen Deutschlands enttäuschen“, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba bei Twitter. Auch zwischen Großbritannien und Russland wird der Ton schärfer.

Von einem „Scherbenhaufen“ sprach der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, am Sonntag mit Blick auf den Eklat um den Inspekteur der Deutschen Marine. Das stelle „die internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands - nicht nur aus ukrainischer Sicht - massiv in Frage“, sagte er der „Welt“. Aus den Äußerungen Schönbachs spreche „deutsche Arroganz und Größenwahn“.

"Krim ist weg"

Der Vizeadmiral hatte bei einem Auftritt in Indien Verständnis für Russlands Staatschef Wladimir Putin geäußert. Zudem sagte er zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine: „Die Halbinsel Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen.“ Am Samstagabend räumte Schönbach seinen Posten. Für Kiew ist die Sache damit nicht erledigt. Die Ukraine verlangt seit Jahren ihre 2014 von Russland einverleibte Halbinsel Krim am Schwarzen Meer zurück.

Angesichts der schweren Spannungen zwischen Russland und der Ukraine dürfte der Bundesregierung die Missstimmung Kiews denkbar ungelegen kommen. Deutschland vermittelt gemeinsam mit Frankreich in dem seit acht Jahren währenden Ukraine-Konflikt. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte erst am Mittwoch und Donnerstag in Kiew und Moskau für eine rasche Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen geworben.

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