Putins Gentleman-Geste irritiert China

Kleiner Eklat am Rande des APEC-Gipfels: Der russische Präsident leistete sich einen Fauxpas mit Chinas First Lady.

Er wollte ihr nur eine Decke umlegen, in Gentleman-Manier, schließlich waren die Temperaturen bei dem Feuerwerk am Rande des APEC-Gipfels (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft) bei knapp über Null Grad. Deshalb legte Wladimir Putin der chinesischen First Lady Peng Liyuan eine Decke über die Schultern.

Ihre Reaktion? Peng Liyuan schien überrascht, sogar unangenehm berührt - denn was in Russland und Europa als Höflichkeit gewertschätzt wird, ist in China ein Akt der Grenzüberschreitung: Einer fremden Person so nahe zu kommen, gilt dort als Verstoß gegen die Regeln der Höflichkeit. Peng Liyuan legte die Decke dann auch sogleich zur Seite und drückte sie einem Assistenten in die Hand, der alarmiert bereitstand.

Die Szene, die sich am Rande des hochkaraätig besetzten Wirtschaftsgipfel in Peking zugetragen hat, sorgte für Irritationen im Reich der Mitte – sie wurde zwar vom chinesischen Staatsfernsehen übertragen, die Moderatorin kommentierte aber sogleich entsetzt: „Putin hat gerade seine Jacke um Peng Liyuan gelegt!“

Zensoren löschen Kritik

In den sozialen Netzwerken wurde Putin für die Geste allerdings auch gelobt. "Der russische Gentleman", kommentierte ein Nutzer auf dem Mikroblog Sina-Weibo. Putin habe die Abläufe von langweiligen Gipfeltreffen durchbrochen. Eine Nutzerin schrieb: "Putin flirtet mit der First Lady!" Andere Nutzer machten Scherze darüber, wie überrascht Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping die Szene zwischen Putin und seiner Frau beobachtet hatte. Den Zensoren war das offensichtlich zu viel. Innerhalb von Stunden löschten sie einige der Beiträge.

Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik China, dass sich die Frau an der Seite des Staats- und Parteichefs öffentlich als First Lady präsentiert. Die Gattinnen der chinesischen Staatsführer vor Xi hatten sich nur selten öffentlich gezeigt. Daher wird jeder Auftritt von Peng Liyuan sehr genau verfolgt.

Gipfelgespräch mit Obama

Putins Gentleman-Geste irritiert China
epa04484806 A handout photo provided by Xinhua made available on 11 November 2014 shows Chinese President Xi Jinping (3-L) and his wife Peng Liyuan (4-L), US President Barack Obama, (2-R), Russian President Vladimir Putin (2-L) Indonesian President Joko Widodo (R) and Sultan of Brunei Hassanal Bolkiah (L) and other participants and their spouses head for a welcome banquet of the Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) Economic Leaders' Meeting at the Water Cube or National Aquatic Center in Beijing, China, 10 November, 2014. EPA/APEC Xinhua HANDOUT EDITORIAL USE ONLY
Zuvor hatten Putin und US-Präsident Barack Obama am Rande des -Gipfels in Peking über die Krisen in der Ukraine und Syrien gesprochen. Die beiden hätten sich mehr als zweimal in den Pausen des Gipfelprogramms getroffen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag der AgenturInterfaxzufolge.

Dabei ging es demnach unter anderem auch um den Iran und die Beziehungen zwischen den USA und Russland. Die Beziehungen zwischen Washington und Moskau sind wegen der Ukraine-Krise derzeit äußerst gespannt.

G-20-Gipfel wartet

Am Wochenende werden Obama und Putin zum G-20-Gipfel in Australien erwartet. Peskow sagte, er wisse nicht, ob es dort ein weiteres Treffen der beiden geben werde. Beobachter vermuten, die versammelten Staatschefs könnten Putin wegen der russischen Unterstützung für moskautreue Separatisten in der Ostukraine zur Rede stellen.

Gemeinsam mit dem australischen Ministerpräsidenten Tony Abbott sprach sich Putin in Peking für eine sorgfältige und rasche Aufklärung des schweren Flugzeugunglücks in der Ostukraine aus. Die malaysische Passagiermaschine MH17 war im Juli mit 298 Menschen an Bord über dem Konfliktgebiet vermutlich von einer Rakete getroffen worden. Putin kritisierte, Experten werde der Zugang zur Absturzstelle erschwert. Die Aufständischen in Donezk teilten mit, die niederländischen Spezialisten hätten ihre Untersuchungen erneut abgebrochen.

Ein Berater von Russlands Präsident Wladimir Putin glaubt, dass die beiden baltischen EU-Mitglieder Estland und Lettland allen Grund haben, sich zu fürchten. Laut einem Bericht des Schwedischen Fernsehens SVT, sagte Sergej Markow, diese beiden Staaten liefen wegen ihrer repressiven Haltung gegenüber der jeweiligen russischen Minderheit im Konfliktfall Gefahr, von der Landkarte zu verschwinden.

"Wenn ein großer Krieg kommt, dann kann es sein, dass von diesen Ländern nichts übrig bleibt", zitierte SVT Markow in einer Vorausmeldung zur aktuellen Folge des Auslandsmagazins "Korrespondenterna". In der zur Ausstrahlung für Dienstagabend vorgesehenen Sendung äußert sich der russische Präsidentenberater auch zur Lage in der Ukraine.

Markow erklärt demnach die russische Annexion der Krim als "Verteidigung gegen eine feindliche Umwelt voller Russenhass". Moskau müsse Russen retten, wenn ihnen Ultranationalisten nach dem Leben trachteten. Dort, wo die ukrainische Regierung ("ukrainische Junta") hause, herrsche"Faschismus und Terror". Wo sich hingegen russische Soldaten befänden, herrsche Demokratie und Meinungsfreiheit, so der Putin-Berater laut dem schwedischen Medienbericht.

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