Innenminister Gérald Darmanin zufolge wurden seit dem Hamas-Angriff auf Israel vor genau einem Monat landesweit 1.040 antisemitische Taten gemeldet. In deren Zusammenhang kamen 486 Menschen in Untersuchungshaft.
Seit der Nahost-Konflikt eskaliert ist, warnen Präsident Emmanuel Macron und weitere Politiker davor, diesen zu „importieren“. Die Zahl der Juden in Frankreich wird auf knapp 600.000 geschätzt – mehr als in jedem anderen Land in Europa. Zugleich leben hier auch mehr Muslime als in den Nachbarstaaten, nämlich rund sechs Millionen.
Propalästinensische Kundgebungen wurden mehrmals verboten, doch fanden sie statt, beteiligten sich deutlich mehr Menschen daran als an den Demonstrationen zur Solidarität mit Israel. Einer Umfrage zufolge äußerten 34 Prozent der Menschen in Frankreich weder Sympathie noch Antipathie gegenüber der Hamas.
Jüdische Vertreter sprechen von einer "Generation der Angst"
Der Oberrabbiner Frankreichs, Haïm Korsia, beklagte die Gleichgültigkeit vieler, wenn Juden zur Zielscheibe würden – „so als herrsche in einem Teil der Gesellschaft der Eindruck vor, dass jeder eine Rolle hat und unsere Rolle bestünde darin, angegriffen zu werden“.
Der 43-jährige Präsident der jüdischen Dachorganisation CRIF, Yonathan Arfi, sagte von sich, er gehöre zu der Generation, „die in Angst aufgewachsen“ sei, denn nach jeder Intifada nehmen die antisemitischen Taten in Frankreich zu.
Mehrmals wurden Menschen getötet, weil sie Juden waren, unter anderem 2012 und 2015 bei Terrorattentaten auf eine jüdische Schule in Toulouse sowie einen koscheren Supermarkt in Paris. Wanderten sonst jährlich rund 2000 Menschen nach Israel aus, so waren es in diesen Jahren bis zu 8000, bevor ihre Zahl wieder sank.
Comedian und Islamforscher heizen die Stimmung gegen Juden an
Angestachelt wird der Judenhass von mehreren Seiten. Besonders einflussreich sind der wegen Terrorverherrlichung verurteilte Komiker Dieudonné sowie der Schweizer Islamforscher Tariq Ramadan, der den Muslimbrüdern nahesteht.
Doch auch die Linkspartei LFI steht in der Kritik, da sie es ablehnt, die Taten der Hamas als Terror-Angriff zu bezeichnen. Kritiker werfen ihr vor, dies auch aus taktischen Gründen zu tun, da Muslime zu ihrer größten Wählergruppe zählen. Die Haltung ist allerdings umstritten: Inzwischen steht das Linksbündnis Nupes in der Nationalversammlung vor der Spaltung.
Kommentare