Zweifel nach Attacke der "Flanell-Soldaten" auf Venezuelas Staatschef
Ein „Schutzschild der Liebe“ habe ihn gerettet, so Nicolas Maduro kurz nach dem Zwischenfall bei einer Militärparade in Venezuelas Hauptstadt Caracas. Den Auftritt nutze der Präsident auch gleich dazu, um bahnbrechende Ermittlungsergebnisse zu verlautbaren: Ein Komplott, hinter dem Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos sowie Geldgeber in den USA stünden, habe einen Angriff mit Bomben-Drohnen auf ihn verübt, sei aber gescheitert. Mehrere Personen seien festgenommen worden. „Es war ein Anschlag, um mich zu töten“, so Maduro. Er jedenfalls werde noch viele Jahre leben. Sieben Personen wurden verletzt bei dem Zwischenfall. Die Regierung versetzte die Armee in Alarmbereitschaft.
Der Zwischenfall hatte sich bei einer Parade der Nationalgarde in der Hauptstadt ereignet – live vom Staatsfernsehen übertragen: Maduro spricht gerade über Wirtschaftsthemen, als der Ton abbricht. Dann ist zu sehen, wie Soldaten und Publikum in Panik weglaufen. Maduro wird von Leibwächtern zunächst mit schusssicheren Decken abgeschirmt, dann von der Bühne geführt.
An der Darstellung der venezolanischen Behörden aber gibt es erhebliche Zweifel. Im Internet tauchte zwar ein Bekennerschreiben auf, Rettungsdienste vor Ort äußerten gegenüber ausländischen Medien aber die Meinung, dass ein Gas-Tank und keine Bombe explodiert sei. Auch das Bekennerschreiben auf twitter ist – milde ausgedrückt – bemerkenswert: Da übernimmt eine Gruppe mit dem Namen „Nationale Bewegung der Flanell-Soldaten“ die Verantwortung. Es verstoße gegen die „militärische Ehre“, eine Regierung zu unterstützen, die „die Verfassung vergessen und aus dem Staatsdienst einen obszönen Weg zur Selbstbereicherung gemacht hat.“
„Absurd"
Kolumbiens aus dem Amt scheidender Präsident Santos – er übergibt am Dienstag an seinen Nachfolger Ivan Duque – reagierte nicht persönlich auf die Anschuldigung aus Caracas. Das Außenministerium in Bogota nannte die Anschuldigungen lediglich „absurd“. Die Vorwürfe „entbehren jeder Grundlage“. Verbündete Staaten wie Bolivien, Nicaragua oder Kuba, aber auch die Türkei und Russland erklärten sich solidarisch.
Tatsache ist, dass Maduro mit einer durchaus breiten und in Teilen auch militarisierten Gegnerschaft im Land zu tun hat. Vor allem nachdem 2015 die Opposition die Parlamentswahlen gewonnen hatte, Maduro aber per Notverordnungen das Parlament umging, gab es immer wieder Proteste. Die Lage eskalierte, als Maduro 2017 Gefolgsleute in eine Verfassungsgebende Versammlung wählen ließ, eine Art höriges Ersatzparlament. Oppositionelle wurden damals inhaftiert oder gingen ins Exil. Im Mai 2018 ließ sich Maduro wiederwählen.
Zugleich ist das Öl-reiche Land wirtschaftlich kollabiert. Für 2018 werden eine Inflation von rund einer Million Prozent sowie ein Wirtschaftseinbruch von 18 Prozent prognostiziert. Es mangelt an Nahrung, Medikamenten und Alltagsgütern.
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