UN-Präsidentin Baerbock: Bisschen mächtig, bisschen "Sex and the City"

"Madam President“, mit diesen Worten begrüßt CNN-Korrespondenten-Ikone Christiane Amanpour ihren Gast Annalena Baerbock im TV-Studio. Baerbock sitzt als Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen im US-amerikanischen Fernsehen, lächelt, hält ein inniges Plädoyer an die internationale Gemeinschaft: "Die Welt wäre keine bessere ohne die UNO", antwortet sie in souveränem Englisch und mit leichtem Akzent.
Der Akzent, der bleibe, "keine Angst", hat sie zuvor in einem Video in den sozialen Medien bewusst ironisch verkündet – ihre Antwort auf Kritik an ihren Englischkenntnissen. Mit Spott kennt sich die ehemalige deutsche Außenministerin aus. Die 44-Jährige eröffnet heute die UN-Generalversammlung vor den Staats- und Regierungschefs der 193 Mitgliedsstaaten, noch bevor US-Präsident Donald Trump zu Wort kommt. Ihre neue Rolle hat in Deutschland für Kopfschütteln bis bösartige Häme gesorgt.
Sexismus und Kritik
Als gescheiterte Kanzler-Kandidatin mit falschen Spesenabrechnungen und einem geschönten Lebenslauf, die dann Außenministerin der rot-grün-gelben Ampel-Regierung wurde, gehörte Baerbock zu den umstrittensten Politikerinnen Deutschlands. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass bei vieler Kritik auch ein beachtlicher Teil Sexismus mitschwang – Stylingkosten, Outfits und Aussehen wurden mehr thematisiert als bei Regierungs- und Parteikollegen; ihr selbstbewusstes Auftreten als erste Frau im Amt in einer Männerwelt als inszeniert und übertrieben bewertet.

Baerbock als Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Für viel inhaltliche Kritik und Fehltritte war Baerbock aber auch selbst verantwortlich: Die von ihr lautstark propagierte "feministische Außenpolitik" blieb inhaltloslos, nicht mehr als eine leere Hülle – NGOs kritisieren den Export von Rüstungsgütern an Israel, durch die auch Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, im Gazastreifen seit dem Vorgehen Israels nach dem 7. Oktober 2023 ums Leben kamen.
Baerbock gilt als ehrgeizig, zielstrebig, wird als Karrieristin beschrieben, auch von der eigenen Partei. In Erinnerung bleibt ihr Doppelinterview mit ihrem damaligen Co-Vorsitzenden und dem grünen Publikumsliebling Robert Habeck, in dem sie stolz daraufhin wies, sie komme ja "aus dem Völkerrecht", während er sich als Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein eher um Hühner und Schweine kümmere.
Posten geklaut
Noch lauter war die Kritik als im Frühling bekannt wurde, dass Baerbock Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen werden sollte, obwohl der Posten bereits der ehemaligen OSZE-Generalsekretärin Helga Schmid versprochen worden war. Baerbock, die eigentlich angekündigt hatte, politisch kürzer treten zu wollen, machte kurzerhand als Schmids scheidende Vorgesetzte im Auswärtigen Amt von ihrem Vorgriffsrecht Gebrauch, argumentierte das mit "neuen Rahmenbedingungen nach dem Vorziehen der Bundestagswahl“. Eine "knallharte Interessensvertreterin – nämlich die ihrer eigenen", nannte sie die konservative FAZ, "Baerbock zeigt bei UN maßlose Selbstüberschätzung und macht Deutschland lächerlich", schrieb der bürgerlich-rechte Focus.
Boulevardblätter dichteten Baerbock, die sich kurz vor ihrer Abreise von ihrem Mann trennte, als Mitgrund für ihren Umzug nach New York sogar eine Affäre mit dem ehemaligen US-Außenminister Antony Blinken an. "Mehr als herzlich lachen" könne sie darüber aber nicht, so ihre Antwort.
"Lassen uns High Heels nicht nehmen"
Auch ihre klischeeüberladenen Auftritte in den sozialen Medien bleiben nicht unkommentiert: Baerbock mit Coffee-to-go und Bagel in der Hand im "Big Apple", wie sie in High Heels lässig vom Straßenrand aus ein Taxi zu sich winkt und während der Fahrt verträumt auf das UN-Gebäude blickt. Die "Sex and the City"- und Carrie Bradshaw-Vergleiche ließen nicht lange auf sich warten.
Beirren lässt sich Baerbock von all dem nicht, fühlt sich wohl in ihrer neuen Rolle und mit der Unbekanntheit auf den Straßen New Yorks. Ihre Antwort auf die Missgunst: Sie kämpfe weiter für Frauenrechte, "wir lassen uns dabei unsere feminine Freude und auch unsere High Heels nicht mehr nehmen."
Und bei den Amerikanern kommt sie damit gut an: "I am so proud of you Annalena", kommentiert eine junge Frau unter das Interview mit Amanpour. "You are an inspiration for other women like me and I am more hopeful about the world and the UN because you are there! Thank you."
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