Amnesty zählte 8.200 Hinrichtungen zwischen 2015-2017 in Venezuela
Venezuela weist eine der höchsten Mordraten der Welt auf. Nun wirft die Hilfsorganisation Amnesty International (AI) in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der venezolanischen Regierung vor, dass sie die Bevölkerung nicht nur "nicht schützen könne", sondern auch "repressive Maßnahmen mit militärischen Mitteln" unter dem Deckmantel, "Verbrechen zu bekämpfen", umsetzte.
Als direkte Folge sieht die Menschenrechtsorganisation 8.200 außergerichtliche Hinrichtungen zwischen 2015 und Juni 2017 und fordert die Regierung von Nicolas Maduro dazu auf, "dringend ein nationales Programm zur Verringerung der Tötungen zu starten und Polizeistandards effektiv" umzusetzen. "Letztere sollen Richtlinien zur angemessenen und situationsbezogenen Verwendung von Gewalt und Waffen beinhalten, die internationalen Menschenrechtsnormen und -standards vollumfänglich entsprechen."
"Die Regierung von Präsident Maduro sollte das Recht auf Leben garantieren, statt marginalisierte Menschen zu kriminalisieren. Alle jungen, von Armut betroffenen Venezolaner sollten nicht in der Angst leben müssen, dass die Polizei oder die Armee sie als Feinde betrachtet, die beseitigt werden müssen", sagte Erika Guevara-Rosas, Direktorin für die Region Amerika bei Amnesty International.
95 Prozent der Opfer von tödlicher Gewalt, die sowohl durch Straftäter als auch durch Sicherheitskräfte begangen wurden, seien im letzten Jahr Männer im Alter zwischen 12 und 44 Jahren gewesen. Die meisten Tötungen hätten in städtischen Armenvierteln oder in ländlichen Regionen stattgefunden, erläutert der AI-Bericht.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit 2015 etwa 1,6 Millionen Menschen aus Venezuela geflohen, die meisten in Staaten in der Region. Allein das Nachbarland Kolumbien gewährte mehr als 800.000 von ihnen einen befristeten Aufenthalt. Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen.
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