Warum Amerika China den Chipkrieg erklärt hat - und Europa mit drinnen hängt

Halbleiter-Unternehmen in China
Washington hat gegen das Reich der Mitte de facto ein Chip-Embargo verhängt. In diesem Zweikampf um die technologische Weltdominanz kommt auch Europa zwischen die Fronten

„So sieht Auslöschung aus. Chinas Halbleiterindustrie wird auf null reduziert. Kompletter Kollaps“, twitterte vor einigen Wochen ein entsetzter chinesischer Unternehmer. Ganz so schlimm kam es noch nicht – doch im Kampf um die technologische Vorherrschaft in der weltweiten Halbleiterindustrie haben die USA Anfang Oktober zu harten Bandagen gegriffen: US-Präsident Joe Biden belegte die aufstrebende Chip-Industrie der Volksrepublik mit extrem weitreichenden Exportbeschränkungen.

Wichtige Bauteile für die begehrten Halbleiter dürfen demnach nicht mehr von den USA nach China geliefert werden, ebenso wenig wie Höchstleistungschips und Maschinen zur Chipherstellung.

Und: US-Bürger dürfen nicht mehr bei der Produktion von Halbleitern in China mitarbeiten. Ihnen droht im schlimmsten Fall sogar der Verlust der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Erste US-Unternehmen haben bereits begonnen, ihr Personal aus China abzuziehen.

Ziel dieser drastischen Maßnahme: „Die USA haben beschlossen, ihren asiatischen Rivalen auszuhungern und ihn von aller komplexen Technologie abzuschneiden, die für Quantencomputer, Künstliche-Intelligenz-Systeme und Militärausrüstung nötig ist“, schildert Dimitar Lilkov vom Wilfried Martens Centre of European Studies in Brüssel. Kurz gesagt: Die USA wollen ihren Konkurrenten China langfristig aus dem Rennen um die kleinsten Chips werfen.

Kommentare