Ocasio-Cortez wurde in New York geboren und verkörpert alles, was Trump nicht ist: Ihre Eltern kamen aus Puerto Rico aus einfachsten Verhältnissen, der Vater wurde Architekt. Um ihrer Tochter eine gute Schulausbildung zu ermöglichen, zogen die Eltern weg aus den Bronx und kauften mithilfe von Verwandten ein kleines Haus mit zwei Zimmern im nahe gelegenen Yorktown Heights, wo die Schulen besser waren und die Mitschüler fast ausschließlich weiß. So erzählte es Ocasio-Cortez dem New Yorker.
Jung, links, Latina
Für das liberale und urbane Publikum war diese Aufsteigergeschichte ein Wahlargument. In den Bronx schlug sie einen etablierten, demokratischen Kandidaten und dann ihren republikanischen Gegner. Mit ihren Forderungen für eine staatliche Krankenversicherung, für die Abschaffung der US-Einwanderungsbehörde und einen Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde und bezahlbaren Colleges liegt Alexandria Ocasio-Cortez nicht so weit weg von Bernie Sanders, für den sie sich übrigens in den Vorwahlen 2016 gegen Hillary Clinton eingesetzt hatte.
AOC, wie sie kurz genannt wird, bezeichnet sich als demokratische Sozialistin. Während ihres Studiums in Boston, zunächst Biochemie, dann Volkswirtschaft und Internationale Politik, arbeitete sie für US-Senator Ted Kennedy. Ihr Vater starb 2008 an Lungenkrebs und meinte kurz vor seinem Tod: „Mach mich stolz.“ „Ich habe das sehr ernst genommen, meine Noten wurden auf einen Schlag besser“, sagte sie dem New Yorker.
Ihr Studium schloss sie 2011 „cum laude“ ab, kehrte in die Bronx zurück und arbeitete in einem Taco-Schnellrestaurant als Schankkraft und Kellnerin, um ihre Mutter zu unterstützen. Daneben war sie Lehrerin am National Hispanic Institute und immer politische Aktivistin.
Ihr Leitspruch: „Ich kann nicht das große Geld mit Geld herausfordern, sondern muss es mit einem komplett anderen Spiel schlagen.“
AOC hat 3,8 Millionen Follower auf Twitter und ist das bekanntere Gesicht als einige demokratische Präsidentschaftsbewerber. Sie gehört zu den Unterstützern des Green New Deal, mit dem Ziel eines ökologischen Umbaus der Industriegesellschaft. Ihre geldpolitischen Ansichten sind für gemäßigte Demokraten „Voodoo-Ökonomie“∙
Politischer Rockstar
Zur Zeit setzt sich Alexandria Ocasio-Cortez für Abdul El-Sayed, einen 33-jährigen ehemaligen Arzt mit Titel aus Oxford, ein der Gouverneur von Michigan werden will. Dafür muss er sich im Rust Belt als Muslim erst gegen andere demokratische Bewerber durchsetzen. El-Sayed leitet das Gesundheitsamt von Detroit.
Wenn Ocasio-Cortez einmal loslegt, dann glauben sogar viele, dass sich „das Wunder von den Bronx“ auch in Michigan wiederholen könnte. Am 7. August wissen wir mehr. Abdul, wie er auf Plakaten heißt, will die Mehrheit im Staat zurückholen und den republikanischen Gouverneur stürzen.
Dem demokratischen Establishment um Nancy Pelosi und Chuck Schumer ist Alexandria Ocasio-Cortez ein bisschen suspekt. Aber sie ist die Frontfrau der jungen Linken, radikal, klar und populistisch. Magazine widmen ihr mehrseitige Porträts, sie tritt in den Late Night Shows auf und wird von Black Lives Matters und anderen Bürgerrechtsbewegungen unterstützt. Daniel Ziblat, Parteienforscher an der Harvard Universität, sagt, dass die linke Bewegung ihre Kraft vor allem aus der Ablehnung der aktuellen Regierung unter Donald Trump ziehe.
Alexandria Ocasio-Cortez ist mit dem 33-jährigen Web-Designer Riley Roberts aus Arizona liiert. Der jungen Politikerin wird eine große Zukunft vorausgesagt – an die Präsidentschaft braucht sie aber zunächst noch nicht denken, dafür müsste die jetzt 29-Jährige mindestens 35 Jahre alt sein.
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