US-Annäherung stößt Kabul vor den Kopf
Jetzt rudern die USA zurück. Nein, es werde zunächst kein Treffen von US-Vertretern mit den Taliban geben, so eine Sprecherin des US-Außenministeriums. Begründung: „Weil wir mit den Afghanen daran arbeiten, was der nächste angemessene Schritt ist.“ Genau das hatten die USA zunächst nicht getan: Sich mit der Regierung in Kabul abgestimmt, was mögliche Verhandlungen mit den Taliban angeht. Eher das Gegenteil. Und in Kabul war man darüber mehr als nur verstimmt.
Nachdem die Taliban am Dienstag in Doha ihr Verbindungsbüro eröffnet hatten, war schnell seitens des Weißen Hauses von einem baldigen Treffen zwischen US-Diplomaten und Taliban-Vertretern die Rede gewesen. Ohne, dass Afghanistans Regierung geladen oder konsultiert wurde. Afghanistans Präsident Karzai setzte darauf hin Gespräche über ein Abkommen mit den USA aus. Seine nur zu verständliche Forderung: Die Souveränität Afghanistans über alle Gespräche mit den Taliban.
Ausdruck des Unvertrauens
Das Vorgehen der USA wirkt im Lichte des Abzuges der ausländischen Truppen Ende 2013 wie ein Ausdruck des Unvertrauens. Erst am Dienstag war in Kabul begleitet von salbungsvollen Worten die Sicherheitsverantwortung von der internationalen ISAF-Truppe an Afghanistan übergeben worden. Die Botschaft: Das Land ist bereit, seine Probleme alleine zu regeln. Mit den Misstönen um Doha aber klang es eher so: Wir reden, ihr kämpft, und nach 2013 werde man sich mit den Taliban arrangieren müssen.
Der Spielraum für Arrangements ist aber minimal. Ein Vertreter der Unabhängigen Menschenrechtskommission Afghanistans unterstrich gegenüber dem KURIER die Notwendigkeit, Frieden zu schaffen. Aber zu welchem Preis? Was man niemals vergessen dürfe, seien die Verbrechen die von dieser Gruppe begangen worden seien.
Die Taliban haben sich nicht geändert, nicht der Gewalt entsagt, ja nicht einmal Karzai als Gesprächspartner anerkannt. Nach 2013 sehen sie sich baldigst wieder in Kabul herrschen. Auf dem Türschild vor ihrem Büro in Doha stand „Islamisches Emirat Afghanistan“, der Landesname unter ihrer Herrschaft. Das Schild wurde als Zugeständnis abmontiert – auf Drängen der USA.
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