„Willkommen bei den Heiden, Herr Terrorist“
Terrorist, verschwinde“, stand auf den Schildern jener paar Dutzend Männer, die sich am Dienstag vor dem Gouvernorat in der historischen Tempelstadt Luxor versammelten. Vor allem Tourismusangestellte und liberale Aktivisten waren gekommen, um einen Mann daran zu hindern, seinen neuen Arbeitsplatz zu betreten: Adel Assad al-Khayat. Der 52-Jährige war am Sonntag von Präsident Mohammed Mursi zum Provinzgouverneur von Luxor bestellt worden.
Er gehört der Islamistengruppe Gamaa Islamija an, die in den Neunzigerjahren einen Aufstand gegen den Staat gestartet haben und Polizei, Kopten und nicht zuletzt Touristen attackiert haben. Auch für den verheerenden Anschlag von 1997 im Hatschepsut Tempel, bei dem 62 Menschen getötet worden sind, zeichnet die Gamaa Islamija, die lange Zeit verboten war, verantwortlich.
Mittlerweile hat die Gruppierung der Gewalt abgeschworen. Es sind aber nicht nur die Erinnerungen an früher, die den Bewohnern und den Unternehmern in Luxor aufstoßen. Seit den Aufständen gegen Langzeit-Präsident Hosni Mubarak Anfang 2011 haben sich die ins Bodenlose gefallenen Touristenzahlen nicht wieder erholt. Die südägyptische Stadt Luxor – mit dem Tutanchamun-Tempel und historisch wertvollen Bildnissen heidnischer Gottheiten – lebt fast ausschließlich vom Fremdenverkehr. Einen islamistischen Gouverneur können die Unternehmer hier nicht brauchen, lautete der Tenor bei den Protesten am Dienstag. Sie verlangen die Rückkehr des bisherigen Provinzvertreters Essat Saad. „Mr. Governor, Herr Terrorist, willkommen in der Stadt der Heidenidole“ liest man in einem Graffiti an einer Wand einen Gruß an Al-Khayat.
Neben ihm bestellte Mursi noch sieben Mitglieder der Muslimbrüder als Provinzvertreter. Liberale Ägypter deuten das als weiteren Schritt der Machtübernahme der Islamisten.
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