Prozess gegen Muslimbrüder startet

"Anstiftung zum Mord": Die Justiz will den Muslimbrüdern ab 25. August den Prozess machen.

In Ägypten soll am 25. August der Prozess gegen sechs führende Mitglieder der Muslimbrüder beginnen. Unter den Angeklagten befinden sich unter anderem der Vorsitzende Mohamed Badie sowie seine Stellvertreter Chairat al Chater und Rachad Bayoumi, berichtete die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur MENA am Sonntag. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen "Anstiftung zum Mord" vor, nachdem acht Demonstranten am 30. Juni beim Versuch, das Hauptquartier der Muslimbruderschaft zu stürmen, ums Leben kamen.

Nach tagelangen Protesten stürzte die ägyptische Armee am 3. Juli den früheren Präsidenten Mohamed Mursi. Seitdem wurden zahlreiche Muslimbrüder festgenommen, auch Mursi befindet sich in Untersuchungshaft. Mursi selbst stammt ursprünglich aus der islamistischen Muslimbruderschaft, legte seine Mitgliedschaft jedoch mit Amtsantritt offiziell zurück.

Marsch der Millionen

Seine Anhänger wollen indes - genau einen Monat nach seinem Sturz - mit neuen Massenkundgebungen seine Wiedereinsetzung durchsetzen. Die Muslimbruderschaft, aus deren Reihen Mursi kommt, hat für den heutigen Sonntag zu einer "Demonstration der Millionen" aufgerufen.

Seit der Absetzung Mursis am 3. Juli durch das Militär gehen die Anhänger des Islamisten regelmäßig auf die Straße. Tausende Mursi-Anhänger harren darüber hinaus in zwei Protestcamps in Kairo aus, in denen sie so lange bleiben wollen, bis der Ex-Präsident wieder im Amt ist.

Ringen um friedliche Lösung

Ägyptens Militärchef Abdel Fattah al-Sisi ist indes mit ranghohen Salafisten zusammengetroffen. "Hoffen wir, dass die Muslimbrüder auf das hören, was sie über eine friedliche Lösung der politischen Krise zu sagen haben", zitierte die Nachrichtenagentur AFP eine gut informierte Quelle, die anonym bleiben wollte.

Armeesprecher Ahmed Aly hatte zuvor von einem Treffen Sisis mit "ranghohen Islamisten" gesprochen, bei dem es um ein friedliches Ende der seit Wochen andauernden Proteste von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mursi gegangen sei. Beobachter waren daher davon ausgegangen, der Militärchef habe sich mit Muslimbrüdern getroffen.

Erneut Gewalt

Nach Demonstrationen von Anhängern des entmachteten Präsidenten ist es am Wochenende in der ägyptischen Provinz Minya zu Gewalt zwischen Christen und Muslimen gekommen. In dem Dorf Raida hätten die Islamisten während eines Protestmarsches am späten Samstagabend eine Kirche und mehrere Häuser von Christen mit Steinen beworfen, berichtete das christliche Nachrichtenportal Watani.net am Sonntag.

In dem Dorf Bani Ahmed al-Sharkia schritt die Polizei mit Tränengas ein, als sich nach einer Pro-Mursi-Demonstration am Abend in einem Teehaus ein persönlicher Streit zwischen einem jungen Muslim und einem koptischen Christen zu einer Straßenschlacht ausweitete. Die Kontrahenten warfen Steine und Brandbomben. Drei Zivilisten und ein Polizeioffizier wurden verletzt.

Ein Vertreter der Organisation "Kopten ohne Grenzen" sagte dem Nachrichtenportal youm7, die Mursi-Anhänger griffen zunehmend Christen an, "um Terror in der Gesellschaft zu verbreiten". Kirchenvertreter und maßgebliche muslimische Geistliche hatten vor einem Monat die Absetzung Mursis gebilligt.

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