Vier Tote bei blutigen Zusammenstößen

Seit Wochen kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten Präsidenten Mursi.

Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern von Ägyptens gestürztem Präsidenten Mohammed Mursi sind am Montag mindestens vier Menschen getötet worden. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo wurde ein Demonstrant getötet, in Qalioub am Nordrand der Hauptstadt starben drei weitere Menschen, wie Polizei und Rettungskräfte mitteilten. Die Familie Mursis warf Armeechef Abdel Fattah al-Sisi "Entführung" vor und kündigte rechtliche Schritte an.

Am symbolträchtigen Tahrir-Platz im Zentrum Kairos bewarfen sich die gegnerischen Lager mit Steinen. Mindestens 26 Menschen wurden verletzt. Mehrere hundert Unterstützer Mursis versammelten sich vor dem Sitz der Staatsanwaltschaft, während Hunderte weitere nahe dem Verteidigungsministerium zusammenkamen, um gegen die Tötung von drei Demonstranten am Freitag in Mansoura zu protestieren. In Qalioub starben nach Angaben der Sicherheitskräfte zwei Menschen bei Zusammenstößen, während ein dritter auf der Flucht unter einen Zug geriet.

Mursis Tochter spricht von "Entführung"

Mursis Tochter Shaimaa erklärte unterdessen, sie wolle Armeechef al-Sisi wegen der "Entführung" ihres Vaters vor Gericht bringen. Es würden "rechtliche Maßnahmen auf lokaler und internationaler Ebene" gegen "den Führer des blutigen Militärputsches" unternommen. Al-Sisi und die Militärführung würden für die Gesundheit und Sicherheit ihres Vaters verantwortlich gemacht, sagte Shaimaa Mursi. Ihr Bruder Usama Mursi sagte, kein Familienmitglied habe Kontakt mit seinem Vater seit dessen Sturz am 3. Juli gehabt.

Mursi wird seit seiner Entmachtung an einem geheimen Ort festgehalten. Nach Angaben des Militärs befindet er sich an einem "sicheren Ort" und wird gut behandelt. Die EU-Außenminister forderten am Montag die Freilassung Mursis und schnelle Neuwahlen in Ägypten. Zu den wichtigsten Aufgaben zähle das Ende der politisch motivierten Festnahmen und die Freilassung aller politischen Gefangenen einschließlich Mursis, hieß es in einer Stellungnahme. In einer Demokratie dürften die Streitkräfte keine politische Rolle spielen, mahnten die Minister.

Übergangspräsident Adli Mansour

Am Montagabend sollte Übergangspräsident Adli Mansour anlässlich des Jahrestags der Beseitigung der Monarchie im Jahr 1952 durch die Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser eine Rede halten. Die Übergangsregierung lud die Öffentlichkeit ein, Anträge zu Änderungen an der umstrittenen Verfassung einzubringen, die im Dezember von einer durch die Islamisten dominierten Versammlung verabschiedet worden war. Die Regierung und eine Expertenkommission für die Überarbeitung der Verfassung waren am Sonntag erstmals zusammengekommen.

Auf der Sinai-Halbinsel wurden unterdessen fünf Polizisten bei einem Angriff in Refah verletzt. Seit dem Sturz Mursis har die Gewalt in der Region deutlich zugenommen. So wurden am Sonntag bei Angriffen in Al-Arish vier Sicherheitskräfte und zwei unbeteiligte Passanten getötet.

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