"70 Prozent der 18-29-Jährigen fühlen sich noch immer als Ostdeutsche"
KURIER: Der DDR-Palast der Republik eröffnet wieder für drei Tage im 30. Jahr nach der Wende. Symbolisch zumindest - im Haus der Berliner Festspiele. Noch immer ist von Ost- und Westdeutschland die Rede. Was assoziieren Sie mit Ostdeutschland oder Ossi?
Thomas Oberender: Typisch ist, dass Ostdeutsche sich noch öfter mit Handschlag begrüßen und 70 Prozent der 18-29-Jährigen fühlen sich 30 Jahre nach der Maueröffnung noch immer als Ostdeutsche und Bürger zweiter Klasse.
Gibt es heute noch Mauern – wirtschaftliche, mentale, emotionale?
Die Mauer ist eher eine „gläserne Decke“ geworden. Von 100 Referatsleitern im Bundestag kommen nur 4 aus dem Osten. Von allen ostdeutschen Universitäten und Hochschulen kommen ebenfalls nur 4 aus dem Osten. Die Revolution von 1989 ist noch lange nicht vorbei.
Leben wir heute in einer Wendezeit?
Also die Wende dauert an, weil es ja auch den alten Westen nicht mehr gibt. In den 1980ern lebte es sich in der Bundesrepublik sozialistischer als es die DDR je geschafft hätte. Dann kam die Öffnung der Mauer, der Neoliberalismus und seither hat sich der Kapitalismus total verändert.
Kommentare