Die ab sofort geltende 4-Tage-Woche bei gleichem Lohn soll das ändern, zumindest technisch. Das Pilotprojekt zielt aus politischer Sicht auf Roseros Generation ab, deren Stimmen die spanische Linksregierung braucht. Premier Pedro Sánchez von der sozialistischen PSOE kommt derzeit laut Umfragen bei den am 28. Mai anstehenden Kommunal- und Regionalwahlen wie bei den Parlamentswahlen Ende des Jahres bestenfalls auf dasselbe Stimmenniveau wie die Konservativen der PP. Die traditionell niedrige Wahlbeteiligung soll durch eine motiviertere Jugend angehoben werden. Sie wurde bereits mit Hilfen für Miete und Kulturleistungen umgarnt.
Arbeitsprozesse ändern
Durch die Anhebung des Mindestlohnes sowie das Pilotprojekt soll aber auch die niedrige Arbeitsproduktivität verbessert werden. Nach Daten von Eurostat sind Spanien und Portugal, wo das 4-Tage-Modell im Juni startet, jene EU-Länder, die beim geleisteten Pensum pro Stunde ganz am Ende stehen, was die niedrigeren Löhne in Teilen erklärt.
Viel wird immer wieder auf das Klima geschoben, „aber es hat auch eindeutig mit Arbeitsprozessen zu tun“, sagt der Ökonom Javier Díaz-Giménez von der spanischen Business-School IESE in Madrid. Bei einer 4-Tage-Woche müssen diese geändert werden, um das gleiche Pensum statt in fünf eben in vier Tagen zu erledigen. Es wird davon ausgegangen, dass Arbeitnehmer mit der Aussicht auf mehr Freizeit, motivierter sind und schneller arbeiten.
Bei einem ähnlichen Versuch in Großbritannien ist das tatsächlich eingetreten. Jene Firmen, die in Spanien an dem Projekt beteiligt sind und die Zielvorgabe (gleiches Pensum) erreichen, bekommen eine Prämie vom Industrieministerium, das insgesamt knapp zehn Millionen Euro in Aussicht stellt, maximal 200.000 Euro pro Unternehmen.
Voraussichtlich 200 spanische Unternehmen mit bis zu 250 Arbeitnehmern wollen mitmachen. Im Fall des in Madrid ansässigen Weltkonzerns Telefónica, der bereits vor einiger Zeit eine 4-Tage-Woche mit Lohnanpassung eingeführt hatte, war das Ergebnis eher enttäuschend – für beide Seiten.
Abstriche nicht leistbar
Die Gehälter sind in Portugal und Spanien zu gering, als dass sich Arbeitnehmer Abstriche leisten könnten. Grundsätzlich findet Rosero die 4-Tage-Woche allerdings reizvoll, auch wenn es auf seine Arbeit als TV-Produzent schwer anwendbar sei.
Für den Ökonomen Díaz-Giménez sind die Aussichten für Arbeitnehmer heutzutage grundsätzlich rosiger als früher, dank Robotisierung und Künstlicher Intelligenz (KI): „Maschinen können immer mehr für uns arbeiten. Wir bekommen dafür ein staatliches Grundeinkommen.“
Kommentare