Auma Obama: "Man trifft sich nicht häufig"
Auma Obama stellt zu Beginn klar: "Keine Fragen über die amerikanische Politik, keine Fragen zu meinem Bruder." Das sagt sie mit Nachdruck. Sie ist unnahbarer Gast beim Forum Alpbach, die 3 Banken Generali ließ sie eigens einfliegen. "Eigentlich will ich keine Fragen mehr beantworten", sagt sie. Der KURIER schaffte trotzdem ein Interview mit Barack Obamas Halbschwester – über die Aufbruchstimmung in Kenia, die niemanden interessiere, weil keiner über Gutes berichten möchte.
KURIER: Wie geht es Kenia?
Auma Obama: Sehr gut, insbesondere, wenn man das mit anderen Ländern mit ähnlicher Geschichte vergleicht. Wirtschaftlich ist viel los, viele Firmen kommen und wollen Geschäfte machen. Wir haben eine gute Infrastruktur, gut qualifizierte Arbeitskräfte. In Kenia ist man sehr anpassungsfähig, weil hier mehr als 40 Völker leben und wir uns in verschiedenen Sprachen bewegen.
Welche Rolle spielen Europäer, hat man ihnen gegenüber Vorbehalte?
Vorbehalte aus der Vergangenheit gibt es nicht mehr. Zu uns kommen ja nicht nur die Engländer. Wir haben natürlich auch weiße Kenianer aus der Kolonialzeit. Viele Europäer kommen mit ihren Firmen, um in Kenia zu arbeiten. Man muss aber auch sagen, dass die Europäer mit den Afrikanern nicht viel in Berührung kommen. Man lebt getrennt und trifft sich nicht so häufig.
Spürt man in Kenia die Finanz- und Wirtschaftskrise?
Das ist schon ein Thema, aber wir haben das Glück, dass unsere Regelungen bei den Banken sehr streng sind. Wahrscheinlich aus dem Vorurteil heraus, dass man bei den Afrikanern mehr aufpassen muss. Das kommt uns jetzt zugute, die Banken haben weniger gelitten.
Was denkt man in Kenia über Europa?
Man denkt, Europa sei reich. Aber man will nicht mehr unbedingt hin: Kenia hat sich gut entwickelt.
Wie tickt die junge Generation?
Sie ist viel mehr fokussiert auf das eigene Land, die eigene Musik. Es gibt eine kenianische Kultur, die sich entwickelt. Als ich aufgewachsen bin, schaute man noch nach Europa und in die USA. Jetzt gibt es eine starke Rückbesinnung, eine neue Identität.
Ist die Jugend strebsam, bildungsaffin?
Schon immer. In Europa sagen Kinder, sie müssten in die Schule, weil die Eltern das so wollen. In Kenia sagen die Kinder, ich will in die Schule, weil ich so etwas erreichen kann.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist sehr arm – welche Chancen hat sie?
Die Jungen sind selbst verantwortlich für das, was aus ihrem Leben wird. Aber man muss Schulgeld bezahlen, nur so schafft man den Sprung aus der Armut.
Wie ist die Einstellung zu Hilfsorganisationen?
Sie sind willkommen. Es sind viele Hilfsorganisationen in Kenia, aber man muss sich fragen, was passiert, wenn sie wieder gehen. Nur wenn die Eigenständigkeit der Kenianer gefördert wird, ist das sinnvoll.
Wohin geht Kenia, wie ist Ihr Ausblick?
Nach vorne. Die neue Verfassung wird dazu beitragen, dass die Politik mehr für die Menschen arbeitet. Die Jungen wollen eher in Kenia bleiben, das ist wichtig.
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