AUA-Passagiere einfach ausgesetzt

AUA-Passagiere einfach ausgesetzt
Ein Flieger konnte in Wien nicht landen und flog Bratislava an. Dort saßen die Fluggäste dann stundenlang ohne Infos fest.

Planmäßig hätte der Flug OS 9254 von Teneriffa nach Wien am Sonntag um 0.25 Uhr landen sollen. Doch planmäßig lief bei diesem Flug gar nichts.

Auf Grund des starken Unwetters konnte der (Lauda-Air-) Charterflieger nicht auf dem Flughafen Schwechat landen und musste nach Bratislava ausweichen. Wenig später setzte er auch tatsächlich in der Slowakei auf, wo es noch nicht donnerte und blitzte. Wie ein Passagier berichtet, mussten die 189 Fluggäste daraufhin die Maschine verlassen. "Wir kamen in eine Ankunftshalle aus Wellblech." Informationen seitens der AUA habe es nicht gegeben. Auch keine Ansprechpartner. "Es gab gar nichts", sagt die Wienerin Martina F. Die Crew, die laut AUA die gesetzlich vorgeschriebene Flugzeit überschritten hatte, war nicht mehr zugegen.

Es gab auch nichts zu trinken, keine Snacks – und nur zwei Toiletten für die 189 Wartenden. "Es sind ja viele Kinder an Bord gewesen. Wenigstens Mineralwasser hätten sie uns zur Verfügung stellen können", sagt Astrid Z. aus Wien. Auch eine Rollstuhlfahrerin sei einfach ihrem Schicksal überlassen worden.

Megafon

AUA-Passagiere einfach ausgesetzt

Gebhard H. aus Niederösterreich ist ebenfalls verärgert: "Wenn wir wenigstens gewusst hätten, ob wir nach Wien zurückfliegen oder nicht. Nicht einmal das haben sie uns gesagt. Mein Sohn hat ja in Schwechat auf uns gewartet, der hätte sich gleich auf den Weg nach Bratislava machen können."

Vier Stunden habe es gedauert, ehe das Gepäck vollständig ausgeladen war. Ein Flughafen-Mitarbeiter habe schließlich einem Passagier die weiteren Modalitäten bekannt gegeben. "Der hat dann mit einem Megafon durchgesagt, dass wir uns selber um die Heimfahrt kümmern und die Rechnung an die AUA schicken sollen", sagt Jurist Jörg B., der ebenfalls in der Ankunftshalle festgesessen ist. Außerdem sei man informiert worden, dass es in Bratislava um diese Uhrzeit "kein Taxi, keinen Zug und keinen Bus" gebe.

Das Flugunternehmen gibt sich zerknirscht. "Da ist uns was Schlimmes passiert", sagt AUA-Sprecher Peter Thier. Der Flug habe aus Sicherheitsgründen umge­leitet werden müssen. "Aber dann wurde in Wien die falsche Entscheidung ge­troffen", sagt Thier. "Ein Mitarbeiter gab die Anweisung, dass sich die Passagiere selbst um die Rückreise kümmern sollen, im Glauben, dass dies schneller geht." Zuvor habe der Mitarbeiter bei vier Busunternehmen vergeblich um Unterstützung ersucht.

Drei AUA-Flieger seien in der Unwetternacht nach Bratislava umgeleitet worden, zwei davon konnten nach dem Gewitter samt Fluggästen nach Wien zurückfliegen. Nur der Teneriffa-Charter der Lauda Air blieb am Boden.

Zehn Flüge betroffen

Insgesamt mussten, laut AUA, zehn Flugzeuge, die in Wien landen sollten, nach Bratislava und Budapest aus­weichen. Thier: "Der Flughafen Wien war zwischen 0.17 und 1.30 Uhr für Landeanflüge gesperrt." Und der Flughafen im benachbarten Bratislava sei "mit 1500 bis 2000 ungeplanten Passagieren auch überfordert" gewesen, sagt Thier. Er will die Schuld aber nicht über die Staatsgrenze schieben. "Es war unsere Fehlentscheidung, die Passagiere ihrem Schicksal zu überlassen."

Astrid Z. und ihre Freunde haben schließlich einen Fahrdienst aus Wien gerufen. Sie wurden um 4.45 Uhr abgeholt .

Die AUA bittet die Betroffenen, sich unter customer.relations@austrian.com zu melden. "Da viele über Reisebüros gebucht haben, kennen wir nicht alle Adressen", sagt AUA-Sprecher Thier. "Wir geben jedem Passagier den Kostenersatz für die Heim­reise und einen Gutschein als kleine Wiedergutmachung."

Fluggast Jörg. B will unterdessen rechtliche Schritte einleiten. "Ich werde Ansprüche geltend machen", sagt der Jurist. "Es gab ja eine völlige Desinformation der Passagiere.

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